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Wenn Schilddrüsen-Medikamente auf die Knochen gehen
Müde, antriebslos, miese Laune und ungebremst wuchernde Pfunde auf den Hüften – oft ist eine Unterfunktion der Schilddrüse die Ursache. Dabei produziert das walnussgroße Schmetterlingsorgan aus verschiedenen Gründen zu wenig Hormone – und im Stoffwechsel wird die Bremse angezogen.Selbst der Herzmuskel arbeitet auf Sparflamme.
T4 und T3 sind die beiden relevanten Botenstoffe, die bei einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) vermindert produziert werden: T4 ist Thyroxin (oder auch Tetrajodhyronin) – ein an vier Jodatome gebundenes Eiweiß (Tyrosin), das mithilfe von Enzymen in das stoffwechselaktive Hormon Trijodhyronin (T3) umgewandelt wird. Standardtherapie bei einer Unterfunktion ist deshalb auch die tägliche Einnahme des synthetischen Hormons L-Thyroxin in Tablettenform. Doch eine solche Langzeit-Behandlung kann Risiken haben, wie eine neuere Studie zeigte, die auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America vorgestellt wurde.
Basierend auf den Daten der Baltimore Longitudinal Study of Aging (BLSA), werteten Forscher der Johns Hopkins University in Baltimore die Gesundheitsdaten von 445 Proband/innen über 65 Jahren aus. 81 von ihnen hatten täglich L-Thyroxin eingenommen, 364 nahmen keine Schilddrüsen-Medikamente ein. Nach sechs Jahren hatten die Studienteilnehmer, die täglich L-Thyroxin schluckten, deutlich mehr an Knochenmasse und Knochendichte abgebaut als der Rest der Studiengruppe.
Die Studienautoren raten deshalb älteren Patienten, ihre Schilddrüsenfunktion regelmäßig überprüfen zu lassen und mit dem Arzt zu klären, ob eine Fortsetzung der L-Thyroxin-Therapie erforderlich ist.
Eine gute Idee ist es auch, einen Nährstoff-Check machen:
- Zum Beispiel auf Eisen. Das wird benötigt, um das Enzym Thyroid Peroxidase (TPO) zu aktivieren und das Schilddrüsenhormon T4 in die aktive Form T3 umzuwandeln Niedrige Eisenspiegel können die Schilddrüse so beeinträchtigen, dass alle Symptome einer Unterfunktion auftreten. Tipp: Für aussagekräftige Ergebnisse sollte der Eisenwert im Blut zusammen mit Ferritin (Eisenspeicher), Transferrin und Hämoglobin bestimmt werden.
- Auch Selen ist für den Umwandlungsprozess von T4 in T3 nötig. Der Selenspiegel wird im Blutserum oder Kapillarblut (Selbsttests) bestimmt. Eine Messung ist sinnvoll, da Selen in höheren Dosen toxisch wirken kann.
- Ganz wichtig: Jod! Es ist der Zentralbaustein für die Schilddrüsenhormone – und scheint auch in der weiblichen Brust eine wichtige Schutzfunktion zu entfalten, z.B. gegen Brustzysten. Gemessen wird die Jodausscheidung im zweiten Morgenurin. Wichtig ist, den täglichen Bedarf von 180-200 µg Jod über z.B. Fisch, Milch oder Käse zu decken. Das wird heute selbst für Hashimoto-Patienten empfohlen.
Quellen:
https://press.rsna.org/timssnet/media/pressreleases/PDF/pressreleasePDF.cfm?ID=2538
Deutsches Schilddrüsenzentrum: https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/aktuelle-studie-knochenschwund-durch-l-thyroxin/
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6552785/#:~:text=Iron%20is%20an%20element%20that,via%20thyroid%20peroxidase%20(TPO).
https://www.strunz.ch/selen-ein-weckruf.html?srsltid=AfmBOooUP794nQvejh-OUINrzhvIX67_yUlL_XvgOxBkb6DwbWDDmJn--
https://jodmangel.de/2014/jodsalz-bei-schilddrusenerkrankungen/#:~:text=Eine%20Jodaufnahme%20in%20Höhe%20des,bereitet%20Hashimoto%2DPatienten%20keine%20Probleme.
https://natuerlich.thieme.de/therapieverfahren/naehrstofftherapie/detail/selen-und-jod-bei-hashimoto-thyreoiditis-80
Über die Autorin:
Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.
Das sagt sie über ihre Tätigkeit:
„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“