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Histamin im Stuhl – was steckt dahinter?
Viele Menschen leiden unter unspezifischen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen, wechselnden Stuhlqualitäten – und oft bleibt die Ursache auch nach vielen gastroenterologischen Untersuchungen unklar und wird mit der lapidaren Diagnose abgetan: „Reizdarm“.
Ein möglicher, aber wenig bekannter Grund kann ein erhöhter Histaminspiegel im Darm sein. Dieser Marker wird in der routinemäßigen Stuhluntersuchung in der Regel nicht bestimmt – selbst dann nicht, wenn gezielt auf ein Leaky-Gut-Syndrom getestet wird (z. B. über Zonulin und Alpha-1-Antitrypsin). Daher bleibt ein erhöhter Histaminwert häufig unentdeckt, selbst wenn Patienten beim Privatarzt oder Heilpraktiker eine umfangreiche Stuhluntersuchung veranlassen.
Histamin ist ein natürlicher Botenstoff, der im Körper viele wichtige Aufgaben erfüllt. Er ist beteiligt an Entzündungsreaktionen, Allergien, der Magensäureproduktion, der Darmperistaltik und der Regulation des Blutdrucks. Normalerweise wird überschüssiges Histamin im Darm durch das Enzym Diaminoxidase (DAO), das in den Darmschleimhautzellen produziert wird, abgebaut.
Ein erhöhter Histaminwert im Stuhl weist darauf hin, dass im Verdauungstrakt mehr Histamin produziert oder weniger abgebaut wird als üblich. Typische Ursachen sind:
- Dysbiose der Darmflora: Wenn das Gleichgewicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Darmbakterien gestört ist, können einige Keime eigenständig vermehrt Histamin bilden. Dazu gehören z. B. bestimmte Clostridien-Stämme, Klebsiellen, Morganellen etc.
- Entzündungen im Darm: Erkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn führen häufig zu einer erhöhten Histaminausschüttung.
- Histaminintoleranz: Bei einer genetisch oder sekundär bedingten verminderten DAO-Aktivität kann der Körper Histamin schlechter abbauen.
- Ernährung: Viele Lebensmittel enthalten selbst Histamin (z. B. gereifter Käse, Rotwein, Sauerkraut) oder regen seine Freisetzung an (z. B. Tomaten, Erdbeeren).
- Medikamente: Einige Arzneimittel hemmen die DAO im Darm oder fördern die Histaminfreisetzung, z. B. einige Schmerzmittel, Antidepressiva (z. B. Amitriptylin) oder bestimmte Blutdrucksenker (z. B. Verapamil).
Ein zu hoher Histaminspiegel im Darm kann den ganzen Körper betreffen. Häufige Symptome sind:
- Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Übelkeit
- Kopfschmerzen oder Migräne
- Hautrötungen, Juckreiz oder Nesselsucht
- Herzklopfen, Schwindel oder Blutdruckschwankungen
- Müdigkeit, Schlafstörungen oder Reizbarkeit
Weil die Symptome stark variieren und in ihrer Intensität schwanken, wird eine Histaminproblematik oft erst spät erkannt.
Die Bestimmung des Histaminwertes im Stuhl kann Hinweise auf eine gestörte Darmflora oder eine Histaminintoleranz liefern. Oft wird zusätzlich die DAO-Aktivität im Blut gemessen. Diese ist jedoch oft normal, denn es handelt sich hier um einen Nierenparameter, der nicht direkt im Kontext der Histaminbelastung speziell im Darm steht.
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und umfasst meist mehrere Schritte:
- Ernährungsumstellung: Eine entzündungsarme Ernährung ist der wichtigste Ansatz. Frische, unverarbeitete Lebensmittel werden größtenteils besser vertragen als gereifte oder fermentierte Produkte.
- Darmaufbau: Probiotika, die histaminabbauende Bakterienstämme enthalten (z. B. Lactobacillus rhamnosus), können helfen, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen.
- DAO-Unterstützung: Bei Bedarf können vorübergehend Enzympräparate mit DAO eingenommen werden, um den Abbau von Histamin zu unterstützen.
- Entzündungshemmung: Wenn Darmentzündungen vorliegen, sollten diese gezielt behandelt werden – etwa durch Glutamin (3 × 1 g/Tag) und Quercetin (3 x 500 g /Tag).
- Langfristige Ursachenforschung und -behandlung: Auch Stress und Hormonschwankungen die Histaminregulation im Darm beeinflussen.
Ein erhöhter Histaminwert im Stuhl ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht im Verdauungssystem. Mit der richtigen Diagnostik (For You Health bietet übrigens einen praktischen Selbsttest für Zuhause an) und einer individuell angepassten Therapie – insbesondere Ernährung und Darmregeneration – lassen sich die Beschwerden jedoch meist deutlich lindern.
Quellen:
Schnedl WJ, Enko D. Histamine Intolerance Originates in the Gut. Nutrients. 2021 Apr;13(4):1262. DOI: 10.3390/nu13041262. PMID: 33921522; PMCID: PMC8069563
Leitner, R., Zoernpfenning, E. & Missbichler, A. Evaluation of the inhibitory effect of various drugs / active ingredients on the activity of human diamine oxidase in vitro. Clin Transl Allergy 4 (Suppl 3), P23 (2014). https://doi.org/10.1186/2045-7022-4-S3-P23
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.
