Kennen Sie das? Wochenlang rackern Sie sich ab, jonglieren Termine und To-do-Listen – und gesundheitlich geht es Ihnen erstaunlich gut. Bald winkt der wohlverdiente Urlaub. Doch kaum ist der Laptop zugeklappt, klappt auch das System zusammen.

Eben noch Projektleitung, Präsentation und PowerPoint – plötzlich: Kopfweh, Husten, Halsschmerzen. Willkommen im Urlaub! Der Körper meldet sich ausgerechnet dann krank, wenn der Chef endlich Ruhe gibt. Ist das die Rache ihres Körpers für´s geschunden werden?
Nein – eher Biochemie mit Timingproblemen.

Das Phänomen hat sogar einen Namen: „Leisure Sickness“, also Freizeitkrankheit. Und dies ist keineswegs selten. Laut einer Erhebung der EU-Internationalen Hochschule erleben 19,3 Prozent der Arbeitnehmer regelmäßig Krankheitssymptome an freien Tagen. Bekannt ist das Phänomen sogar bei 71,9 Prozent – also bei fast drei Vierteln der Beschäftigten.

Doch warum versagt ausgerechnet der Körper im Urlaub, obwohl man vorher im Alltag gut drauf war?

Die Antwort liegt in dem kleinen, unscheinbaren Molekül namens Cortisol.
Dieses Stresshormon ist unser körpereigener Hochleistungsmanager.
Es hält uns in Phasen hoher Belastung bei der Stange, indem es Entzündungen bremst und die Immunabwehr drosselt. Die Krankheitserreger arbeiten munter weiter, aber das Immunsystem steht auf Standby und schlägt erst dann zu, wenn der Stress vorbei ist. „Funktionieren statt Fiebern“ heißt die Devise!

Denn sobald die Belastung abrupt endet – etwa am ersten Urlaubstag – sinkt der Cortisolspiegel rasch. Der Körper verändert wieder seine innere Priorisierung, und das Immunsystem reagiert endlich auf längst vorhandene Erreger.
Was nun folgt, ist kein entspannter Neuanfang, sondern eher eine Art verspätete Krisensitzung der körpereigenen Abwehr. Da wird eifrig aufgeräumt, was sich zuvor im Verborgenen gestaut hat. Die Immunabwehr läuft auf Hochtouren – wie die städtische Müllabfuhr nach drei Tagen Streik. Erkältung, Kopfschmerzen oder Erschöpfung brechen durch – nicht aus Schwäche, sondern als Nachholeffekt.

Die Folge: Halsschmerzen, Erschöpfung, grippale Symptome – just in dem Moment, in dem man den Liegestuhl zurecht rückt oder die Wanderschuhe schnürt.
Der Körper nutzt die Ruhephase, um liegen gebliebene Immun-Baustellen abzuarbeiten. Leider fühlt sich das nicht wie Erholung an – sondern eher wie eine Quittung.

Wir werden also nicht krank, OBWOHL wir entspannen, sondern WEIL der Stress von uns abfällt.

Untersuchungen unter anderem von Professor Ad Vingerhoets (Universität Tilburg) zeigen: Besonders betroffen sind leistungsorientierte, verantwortungsbewusste Menschen. Wer schlecht abschalten kann, hohe Ansprüche an sich selbst stellt und selten Pausen zulässt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für Freizeitkrankheit.

Was schützt uns vor der „Leisure Sickness“?


  • Fahren Sie die Belastung bewusst langsam herunter.

  • Nehmen Sie sich den Tag vor einem Reiseantritt bereits frei, so dass Sie entspannt packen und sich auf eine schöne Auszeit einstellen können.

  • Lassen Sie ihren Urlaub am Ende mit einem zusätzlichen Tag daheim ausklingen. Genießen Sie noch einmal all die schönen Momente – und gleiten Sie sanft zurück in ihren stressigen Alltag.

Wer während seiner anstrengenden Arbeitswochen seinen Cortisol-Spiegel nicht nur durch Termindruck quält, sondern auch mit Schlaf, eiweißreicher Ernährung, Bewegung und sozialer Nähe ausbalanciert, steht am Ende vielleicht nicht krank am Strand, sondern gesund auf dem SUP-Board. In diesem Sinne: Allen einen entspannten Urlaub!

Wer übrigens noch mehr über den Einfluss der Hormone auf den menschlichen Alltag lernen möchte, den erwarten beim “forever young Seminar” vom 2. bis 5. Oktober am Timmendorfer Strand interessante Informationen.

Quellen:
Erschöpft und krank an freien Tagen: Viele Arbeitnehmer:innen erleben Leisure Sickness
https://www.iu.de/forschung/studien/leisure-sickness/
Leisure sickness: a pilot study on its prevalence, phenomenology, and background
Ad J J M Vingerhoets 1 , Maaike Van Huijgevoort, Guus L Van Heck https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12411765/


Über die Autorin:


"Die Biologin Ursula Bien, Jahrgang 1963, ging nach ihrer Zeit am Institut für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich in die Pharmaindustrie und war zuletzt 15 Jahre lang Geschäftsführerin eines kleinen forschenden Pharmaunternehmens. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag dabei immer im Bereich der Hämatologie und Onkologie (Blutkrebs, Stammzelltransplantation, Tumore). Motiviert durch Fragen krebskranker Patienten, begann sie sich mit alternativen und komplementären Therapieverfahren zu beschäftigen. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung als Heilpraktikerin und bildete sich über viele Jahre intensiv zu den Themen orthomolekulare Medizin und Ernährungsmedizin weiter. Nicht zuletzt durch den wissenschaftlichen Austausch mit Dr. med. Ulrich Strunz fand sie zum Thema Epigenetik und Bluttuning. Mittlerweile gibt sie die „Strunzsche Philosophie“ in eigener Praxis voller Überzeugung auch an ihre Patienten weiter.
Das sagt sie selbst zu ihrer Tätigkeit:

„So sinnvoll die Schulmedizin in vielen Bereichen auch ist, darf es bei chronischen Erkrankungen nicht das Ziel sein, Symptome zu unterdrücken. Es gilt, die Ursachen einer Erkrankung zu finden und abzustellen. Was durch Ernährungsumstellung, gezielte Zufuhr fehlender Mikronährstoffe und Bewegung erreicht werden kann, ist immer wieder verblüffend. Ich bin Dr. Strunz für das, was ich von ihm lernen durfte unendlich dankbar und freue mich für jeden Menschen, der am eigenen Leibe erfahren darf, dass manche Krankheiten nicht nur Schicksal sind.“


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Dipl. Biol. Ursula Bien.