Schon in biblischen Zeiten war Safran als Gewürz und Färbemittel beliebt und galt als sehr kostbar. Seit Jahrhunderten schätzen Menschen hauptsächlich im Nahen Osten, in Indien und in China Safran nicht nur für seine leuchtende Farbe und sein besonderes Aroma in der Küche, sondern auch als Heilmittel. In der traditionellen Medizin, wie in der TCM, im Ayurveda und in der persischen Volksmedizin, gilt er schon lange als wertvoll – ob gegen depressive Verstimmung, innere Unruhe oder auch zur Unterstützung der Verdauung. Was früher primär Erfahrungswissen war, rückt inzwischen ins Blickfeld der modernen Forschung: Immer mehr klinische Studien zeigen, was Safran tatsächlich bei Depressionen und Angststörungen bewirken kann.

Die typischen roten Fäden sind das getrocknete Narbengewebe der Blüte von Crocus sativus, einer Krokusart, die im Herbst blüht. Es enthält mehrere bioaktive Substanzen, u. a. Crocin, Crocetin, Safranal und Picrocrocin. Diese können sich auf die psychische Gesundheit auf verschiedene Weise auswirken:


  • Neurotransmitter-Modulation: Studien deuten darauf hin, dass Safran die Wiederaufnahme (Reuptake) von Serotonin – und möglicherweise auch von Dopamin und Noradrenalin – hemmt. Damit könnte es ähnlich wirken wie Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI).

  • Neurotrophe Faktoren: Es gibt Hinweise, dass Safran positiv auf Gehirnwachstumsfaktoren (z. B. den Brain Derived Neurotrophic Factor) wirkt, die wichtig sind für die Synapsenbildung und die neuronale Plastizität.

  • Stressregulation: Studien zeigen auch, dass Safran Stressreaktionen – z. B. Hormone wie Cortisol oder physiologische Parameter und die Herzfrequenzvariabilität – modulieren kann. Das hilft, mit Angst und akutem Stress besser umzugehen.

Besonders spannend finde ich diese beiden wissenschaftlichen Veröffentlichungen:


  1. Die Autoren haben eine Meta-Analyse veröffentlicht, in der sie alle zu diesem Zeitpunkt verfügbaren randomisierten, doppelblinden klinischen Studien zusammengefasst haben, die die Wirkung von Safran bei Menschen mit Major Depression untersucht haben. Ziel war es, die Effektstärken zu berechnen – einmal im Vergleich von Safran gegen Placebo, und einmal im Vergleich von Safran gegen herkömmliche Antidepressiva – und so zu prüfen, ob Safran-Extrakt in der Tagesdosis von 30 mg potenziell als Behandlungsmittel infrage kommt. Im Vergleich Safran zum Placebo zeigte sich eine große Effektstärke. Das heißt: Safran war in diesen Studien deutlich wirksamer als Placebo. Im Vergleich Safran zu Antidepressiva fand man keinen statistisch signifikanten Unterschied. Das deutet darauf hin, dass in diesen Studien Safran zumindest ähnlich wirksam war wie die untersuchten Antidepressiva.

  2. Ausgewertet wurden acht Studien zum Thema Depression und vier zu Angststörungen, mit insgesamt rund 700 – 800 Teilnehmern. Im Ergebnis gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der Gabe von Safran und der von Antidepressiva (SSRI) hinsichtlich der Verringerung der depressiven bzw. Angstsymptome. Beide Wirkstoffe hatten in diesen Studien denselben Effekt auf das Wohlbefinden der Studienteilnehmer. Safran hatte jedoch weniger unerwünschte Nebenwirkungen im Vergleich zu SSRI-Therapien.

In meiner Praxis setze ich Safran bereits seit einigen Jahren mit gutem Erfolg ein und habe bislang keine unangenehmen Nebenwirkungen erlebt.

Doch wer bereits Antidepressiva aus der SSRI- oder SNRI-Gruppe nimmt, sollte wissen, dass sowohl diese Medikamente als auch Safran den Serotoninstoffwechsel beeinflussen. Nimmt man beides zusammen, kann der Serotoninspiegel stärker ansteigen als erwünscht. Das kann – wenn auch selten – zu einem sogenannten Serotonin-Syndrom führen. Da es bisher noch keine großen Langzeitstudien dazu gibt, raten Experten derzeit nicht zu einer gemeinsamen Einnahme mit diesen Antidepressiva. Bitte setzen Sie SSRI oder SNRI niemals eigenständig ab. Solche Medikamente müssen immer in Absprache mit Ihrem Arzt langsam und schrittweise reduziert werden.

Für alle Menschen, die keine Psychopharmaka einnehmen, ist Safran eine tolle Möglichkeit, Stimmungstiefs und Winterblues gerade auch jetzt in der dunklen Jahreszeit auf natürliche Weise zu verbessern.


Quellen:
Hausenblas HA, Saha D, Dubyak PJ, Anton SD. Saffron (Crocus sativus L.) and major depressive disorder: a meta-analysis of randomized clinical trials. J Integr Med. 2013 Nov;11(6):377-83. doi: 10.3736/jintegrmed2013056. PMID: 24299602; PMCID: PMC4643654.

Shafiee A, Jafarabady K, Seighali N, Mohammadi I, Rajai Firouz Abadi S, Abhari FS, Bakhtiyari M. Effect of Saffron Versus Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (SSRIs) in Treatment of Depression and Anxiety: A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials. Nutr Rev. 2025 Mar 1;83(3):e751-e761. doi: 10.1093/nutrit/nuae076. PMID: 38913392.



Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Kyra Kauffmann.