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Noch mehr Lebensoptimierung? Lieber nicht!
Biohacking, maßgeschneiderte Ernährungspläne, Leistungssteigerung im Job, ein optimal organisiertes Familienleben – klingt nach einem modernen Ideal, oder? Es kann jedoch passieren, dass Lebensoptimierung in einen Zustand chronischer Überforderung, Erschöpfung oder sogar innerer Leere führt.
Der Trugschluss der totalen Kontrolle
Die Idee hinter der Lebensoptimierung ist verlockend: Wenn wir die richtige Kombination aus Ernährung, Bewegung, Nährstoffen und Produktivität finden, werden wir gesünder, erfolgreicher und glücklicher. Wer will das nicht? Doch genau das Gegenteil kann eintreten. Wer jeden Bissen abwiegt, jede Minute verplant und den eigenen Körper wie ein Projekt behandelt, kann das Gespür dafür, was wirklich guttut, verlieren. Gesundheit wird dann nicht mehr erlebt, sondern verwaltet – wie ein weiterer Punkt auf der To-do-Liste.
Zudem kann permanentes Optimieren unbewusst Angst erzeugen: vor Fehlern, vor Erkrankungen oder Erschöpfung, vor dem Altern, vor Kontrollverlust. Die Folge: Das Nervensystem bleibt in einem unterschwelligen Alarmzustand. Stresshormone wie Cortisol steigen und regenerative Prozesse werden gehemmt.
Ziele mit Gefühl
Das soll jedoch nicht heißen, dass eine gezielte Einnahme von Nährstoffen bei Defiziten, Meditation, eine ketogene oder Low-Carb-Ernährung, Sport mit Trainingsplan sinnlos sind. Ganz und gar nicht. Es kommt aber auf das „Wie“ an. Tägliches Meditieren ist genial. Wenn es an einigen Tagen aber zu viel ist, dann kann es auch mal ausfallen. Eine ketogene oder Low-Carb-Ernährung bringt viele gesundheitliche Vorteile. Aber wir sollten in der Lage sein, auf unseren Körper zu hören. Wann hat er Hunger? Wann isst man nur noch aus Appetit und nicht mehr aus Hunger? Vor allem sollten wir das Essen genießen, es zelebrieren und dankbar dafür sein. Sport nach einem Trainingsplan kann große Freude bringen, aber auch Stress verursachen. Um das festzustellen, müssen wir uns jedoch erlauben, unsere Gefühle überhaupt erst einmal zu fühlen. Wenn der Trainingsplan mehr Stress als Freude erzeugt, ist es sinnvoll, etwas zu ändern. Es kommt darauf an, welche gesunden Gewohnheiten wir an den meisten Tagen haben. Ausnahmen kann es immer geben.
Die Kraft des Ungeplanten
In der heutigen Zeit besteht die Gefahr, dass wir vergessen, dass wir Menschen kein reines Funktionssystem sind. Wir brauchen nicht nur Anregung und Ziele, sondern auch Leere, Raum und Sinn. Es sind die unverplanten Zeiten, der spontane Spaziergang, das In-die-Sonne-Blinzeln, das ziellose Umherschlendern, die unser Nervensystem beruhigen und echte Regeneration ermöglichen. Dabei wird der Parasympathikus aktiviert, also jener Teil des autonomen Nervensystems, der für Entspannung, Verdauung und Heilung zuständig ist.
Warum wir uns wieder mehr Leerlauf erlauben sollten
Leerlaufzeiten sind keine verlorene Zeit, sondern die Grundlage für Kreativität, emotionale Verarbeitung und psychische Stabilität. Wer ständig „on“ ist, verhindert nicht nur Erholung, sondern auch echte Präsenz. Beziehungen – zu sich selbst und zu anderen – gedeihen nicht unter Effizienzdruck, sondern durch Zuhören, Dasein und Teilen. Auch Kinder brauchen keine Eltern, die alles perfekt timen, sondern solche, die anwesend und lebendig sind. Selbstverständlich ist es sinnvoll, sich um den eigenen Körper zu kümmern, gesund zu essen oder sportlich aktiv zu sein. Dies sollte jedoch nicht aus Angst oder einem zwanghaften Streben nach Selbstoptimierung geschehen, sondern aus Liebe zum Leben und mit genügend Raum für das, was sich nicht planen lässt.
Über die Autorin:
"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.
Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:
„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"