Die Verbindung zwischen ADHS und Ernährung ist komplex, aber äußerst spannend.

Neurotransmitter wie Dopamin, Noradrenalin, Glutamat und Serotonin spielen eine zentrale Rolle bei Konzentration, Aufmerksamkeit und Hyperaktivität. Das Gehirn benötigt spezifische Nährstoffe, um diese Botenstoffe effektiv zu produzieren.

Statt direkt zu Medikamenten zu greifen, könnte eine gezielte Analyse der Neurotransmitter über eine einfache Urinprobe helfen, Defizite zu identifizieren und durch Mikronährstoffe auszugleichen – eine nebenwirkungsfreie Alternative. Funktioniert mit großem Erfolg in vielen Fällen, zumindest wenn tatsächlich ein Neurotransmittermangel die Ursache für die kindliche ADHS sind.


  • Dopamin: Wird aus Tyrosin mit Hilfe von Vitamin B6 gebildet.
  • Noradrenalin: Entsteht aus Dopamin durch Vitamin C und Kupfer
  • Serotonin: Wird aus Tryptophan mit Hilfe von Vitamin B6, Folat und Magnesium gebildet.

Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle bei der Produktion aller drei wichtigen Neurotransmitter – Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Es wirkt wie ein unsichtbarer Unterstützer im Hintergrund, der sicherstellt, dass die komplexen Prozesse der Herstellung reibungslos ablaufen. Ohne ausreichend Vitamin D gerät das fein abgestimmte System ins Stocken, was sich direkt auf Stimmung, Konzentration und Aufmerksamkeit auswirken kann.

Diese einfachen Gleichungen versteht jedes Kind. Genauso wie es nachvollziehen kann, dass ohne Vitamin B6 nicht ausreichend Dopamin gebildet werden kann. Vitamin B6-Mangel bei Kindern ist übrigens nichts selten! Häufiger sind allerdings die Mängel an Aminosäuren, wie Tyrosin und Tryptophan (Serotonin!).

Nach vielen Jahren Messungen kann ich sagen, dass Kinder mit ADHS diverse Mängel an Vitaminen (z.B. B2, B6), Mineralstoffen (Zink, Magnesium, Jod) und Aminosäuren (Tryptophan, Tyrosin) zeigen. Diese Defizite könnten durch gezielte Ernährung oder Supplementierung behoben werden.

Eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Meeresfrüchten, Omega-3-Fettsäuren, Jod, Magnesium und Zink hat sich als hilfreich erwiesen. Studien zeigen, dass sie das Risiko für ADHS senken und Symptome wie Hyperaktivität und Impulsivität lindern kann.

Eine so genannte westliche Ernährungsweise, die bei den meisten Familien heute leider gang und gäbe ist, mit hohem Zuckeranteil, verarbeiteten Lebensmitteln und Zusatzstoffen kann ADHS-Symptome verschlimmern. Zucker fördert Hyperaktivität, während Farb- und Süßstoffe die Symptome zusätzlich verstärken können.

Eine gezielte Ernährungsstrategie könnte eine wertvolle und nachhaltige Unterstützung für Kinder mit ADHS sein – ganz ohne Nebenwirkungen. Doch warum wird dieser Ansatz von den meisten Kinderärzten und Kinderpsychiatern kaum empfohlen? Stattdessen greifen viele direkt zu Betäubungsmitteln, die lediglich Symptome lindern, anstatt die Ursachen anzugehen. Diese Praxis bleibt für mich unverständlich, denn die Kraft einer ausgewogenen Ernährung wird nach wie vor unterschätzt.


Quelle:

www.adhs-deutschland.de

Ríos-Hernández A, Alda JA, Farran-Codina A, Ferreira-García E, Izquierdo-Pulido M. The Mediterranean Diet and ADHD in Children and Adolescents. Pediatrics. 2017 Feb;139(2):e20162027. doi: 10.1542/peds.2016-2027. PMID: 28138007.

Darabi Z, Vasmehjani AA, Darand M, Sangouni AA, Hosseinzadeh M. Adherence to Mediterranean diet and attention-deficit/hyperactivity disorder in children: A case control study. Clin Nutr ESPEN. 2022 Feb;47:346-350. doi: 10.1016/j.clnesp.2021.11.014. Epub 2021 Nov 15. PMID: 35063225.

Pelsser LM, Frankena K, Toorman J, Savelkoul HF, Dubois AE, Pereira RR, Haagen TA, Rommelse NN, Buitelaar JK. Effects of a restricted elimination diet on the behaviour of children with attention-deficit hyperactivity disorder (INCA study): a randomised controlled trial. Lancet. 2011 Feb 5;377(9764):494-503. doi: 10.1016/S0140-6736(10)62227-1. PMID: 21296237.



Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.