In den letzten Wochen haben mich einige Rückmeldungen zu meinen Beiträgen über ADHS erreicht. Viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, haben mir geschrieben oder mich angerufen – für Ihr Vertrauen und Ihre Offenheit danke ich Ihnen sehr! Es ist mir ein großes Anliegen, auf jede Ihrer Fragen innerhalb von zwei Tagen zu antworten, denn der Austausch mit Ihnen bereichert meine Arbeit sehr.
Immer wieder wurde der Wunsch nach klaren, praxistauglichen Empfehlungen zur Nährstoffversorgung bei ADHS geäußert – sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Gerade in diesem Bereich gibt es viele Unsicherheiten und Fragen: Welche Vitamine und Mineralstoffe sind wirklich wichtig? Wie kann ich gezielt unterstützen, auch wenn keine Laborwerte vorliegen?

Grundsätzlich bin ich überzeugt: Eine gezielte Messung von Neurotransmittern und Mikronährstoffen ist der beste Weg, um individuelle Defizite im Gehirnstoffwechsel zu erkennen. Stellen Sie sich das Gehirn wie ein Orchester vor – nur wenn alle Instrumente (also Botenstoffe wie Dopamin, Noradrenalin & Co.) im richtigen Takt zusammenspielen, entsteht Harmonie. Fehlt ein Instrument oder ist eines verstimmt, leidet das Gesamtbild – Konzentration, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle geraten aus dem Gleichgewicht.
Doch ich weiß auch: Nicht jeder hat Zugang zu aufwendigen Laboruntersuchungen. Deshalb möchte ich Ihnen meine langjährigen Erfahrungen aus über 20 Jahren Praxis weitergeben – als Orientierung und praktische Hilfe für den Alltag.

Nach zahlreichen Messungen zeigt sich ein klares Bild: Viele Kinder (und auch Jugendliche und Erwachsene) mit ADHS leiden unter Mängeln an bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren. Besonders häufig fehlen:


  • Vitamine: D3 und B6, die für viele Stoffwechselprozesse im Gehirn unerlässlich sind.
  • Mineralstoffe: Zink, Magnesium und Jod, die als „kleine Helfer“ an vielen Reaktionen beteiligt sind.
  • Aminosäuren: Tryptophan und Tyrosin, die als Bausteine für wichtige Botenstoffe dienen.
  • Omega 3-Fettsäuren: DHA und EPA, essenziell für die Gehirnentwicklung und Gehirnfunktion.

Diese Defizite sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, können aber die Symptome von ADHS auslösen oder verstärken. Die gute Nachricht: Durch gezielte Ernährung oder eine abgestimmte Nahrungsergänzung lassen sich viele dieser Mängel beheben – und das spüren viele Betroffene oft schon nach kurzer Zeit.

Neurotransmitter wie Dopamin, Noradrenalin, Glutamat und Serotonin sind die „Kommunikationsprofis“ unseres Gehirns. Sie steuern, wie gut wir uns konzentrieren, wie aufmerksam wir sind und wie wir mit Stress oder Reizen umgehen. Damit das Gehirn diese Botenstoffe in ausreichender Menge produzieren kann, braucht es bestimmte Nährstoffe als „Rohstoffe“ und „Werkzeuge“.

Dopamin ist besonders wichtig für Motivation, Antrieb und Konzentration. Der Körper stellt es aus der Aminosäure Tyrosin her – dafür braucht er unter anderem Vitamin B6 als Katalysator. Fehlt einer dieser Bausteine, kann die Dopamin-Produktion ins Stocken geraten.

Meine bewährten Rezepturen für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene lauten (für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren gilt die Hälfte der Dosierung):


  • Tyrosin: 500 mg bis 1000 mg
  • Vitamin B6: 50 mg

Die Einnahme sollte am besten morgens erfolgen.

Diese Kombination kann helfen, den Dopaminspiegel wirkungsvoll zu unterstützen.

In der nächsten News erhalten Sie weitere hilfreiche Rezepturen.


Quelle:

Patrick RP, Ames BN. Vitamin D and the omega-3 fatty acids control serotonin synthesis and action, part 2: relevance for ADHD, bipolar disorder, schizophrenia, and impulsive behavior. FASEB J. 2015 Jun;29(6):2207-22. doi: 10.1096/fj.14-268342. Epub 2015 Feb 24. PMID: 25713056.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.