Viele Frauen kennen das: Die Tage kündigen sich mit voller Wucht an. Krämpfe, Kopfschmerzen, Übelkeit – und das Gefühl, dass einem der eigene Körper in den Rücken fällt. „Neben Sie halt ‚ne IBU“, sagt die Frauenärztin oder der Frauenarzt, vielleicht noch ein schulterzuckendes „Das ist halt so“.

Doch hier kommt die unbequeme Wahrheit, die ich seit über 20 Jahren meinen Patientinnen mitteile: Starke, regelmäßige Schmerzen während der Periode sind nicht normal. Punkt.

Eine der häufigsten, aber fast immer spät erkannten Ursachen: Endometriose. Durchschnittlich zehn Jahre dauert es in Deutschland, bis die richtige Diagnose gestellt wird – ein Jahrzehnt voller Schmerzen und Frustration. Und selbst wenn Endometriose ausgeschlossen wird, bleibt oft die Ursachenforschung auf der Strecke.

Aber was, wenn es doch eine wirkliche Ursache gibt? Eine, die meistens gar nicht auf dem Radar der Gynäkologie auftaucht?

Histamin.

Ja genau – dieser kleine Botenstoff, der uns eigentlich helfen soll: Entzündungen bekämpfen, den Magen ankurbeln, uns wach zu halten, allergische Reaktionen steuern. Ein Alleskönner im Körper. Doch wehe, er gerät aus der Balance.

Denn Histamin ist nicht nur im Darm, im Magen oder in der Haut aktiv – auch in der Gebärmutter zeigt es seine Wirkung. Dort wird es direkt von Mastzellen freigesetzt und wirkt wie ein Verstärker auf alles:


  • Es verschärft Krämpfe, weil es die glatte Muskulatur noch stärker zusammenzieht.
  • Es erhöht die Schmerzempfindlichkeit, sodass jede Kontraktion doppelt zählt.
  • Es fördert Entzündungen, die auf das umliegende Gewebe drücken.

Was viele nicht wissen: Das weibliche Hormon Östrogen macht die Sache nicht besser – im Gegenteil. Es regt die Histaminfreisetzung an und bremst gleichzeitig das Enzym DAO (Diaminoxidase), das Histamin abbauen soll. Ergebnis: mehr Histamin, weniger Abbau, stärkere Beschwerden.

Besonders betroffen: Frauen, die nicht richtig abbauen können. Häufig nur, weil wichtige Nährstoffe für die Abbauenzyme, DAO und auch die HNMT, fehlen: Vitamin B6, Zink, Kupfer und SAMe. Für sie wird die Periode zur Tortur, jeden Monat.

Rund um den Eisprung und kurz vor der Periode ist das besonders spürbar: Migräne, Reizdarm, plötzliche Stimmungstiefs – der Zusammenhang ist biochemisch klar, aber in der Praxis viel zu oft übersehen.

Typische Anzeichen, dass Histamin mitmischt:


  • Heftige Unterleibsschmerzen oder Krämpfe
  • Migräne oder Spannungskopfschmerzen
  • Übelkeit, Durchfall, Kreislaufprobleme
  • Hautreaktionen wie Juckreiz oder Ausschläge
  • Schlafstörungen, Nervosität, innere Unruhe

Besonders verdächtig: Wenn diese Beschwerden immer wieder im selben Zykluszeitraum auftreten.

Was dann hilft? Ein Blick in den Histaminstoffwechsel.

Relevante Laborwerte: Histamin im Blut oder Urin, DAO-Aktivität, Methylhistamin.


Quelle:
Zierau O, Zenclussen AC, Jensen F. Role of female sex hormones, estradiol and progesterone, in mast cell behavior. Front Immunol. 2012 Jun 19;3:169. doi: 10.3389/fimmu.2012.00169. PMID: 22723800; PMCID: PMC3377947.

Drudy L, Sheppard B, Bonnar J. Mast cells in the normal uterus and in dysfunctional uterine bleeding. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 1991 May 10;39(3):193-201. doi: 10.1016/0028-2243(91)90057-r. PMID: 2032590.

Szelag A, Merwid-Lad A, Trocha M. Receptory histaminowe w zeńskim narzadzie rodnym. Cześć II. Rola histaminy w łozysku. Receptory histaminowe a czynność skurczowa macicy [Histamine receptors in the female reproductive system. Part II. The role of histamine in the placenta, histamine receptors and the uterus contractility]. Ginekol Pol. 2002 Jul;73(7):636-44. Polish. PMID: 12369287.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.