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Melanin – warum Stress uns frühzeitig grau werden lässt
Kaum ist der Sommer in Sicht, beginnt unser Körper schon mit der Umstellung: Wir werden brauner. Ob am See, im Garten oder beim Joggen – die Sonne erwischt uns überall. Und mit ihr die UV-Strahlung. Selbstverständlich benötigen wir das Licht der Sonne, wie z. B. UV-B-Licht für die Bildung von Vitamin D3 in unserer Haut, aber zu viel an UVA- und UVB-Strahlung erhöht leider nun einmal das Risiko für Hautschäden. Gut, dass wir ein eingebautes Schutzsystem haben: Melanin.
Dieses geniale Pigment wird in unseren Melanozyten hergestellt – kleine Zellen, die sich vorwiegend in der Haut tummeln. Und ja: Tiere und sogar Pflanzen besitzen es auch. Es färbt Haut, Haare und Augen – und bestimmt, ob Sie eher blond oder braun sind. Aber bei uns entscheidet Melanin über mehr als nur die Farbe unserer Haut und Haare – es schützt uns auf verschiedene Arten.
Melanin ist nicht gleich Melanin, wir unterscheiden drei Formen:
- Eumelanin: dunkelbraun bis schwarz – ist super im UV-Schutz
- Phaeomelanin: rötlich-gelb – weniger Schutz, aber typisch für Rothaarige
- Neuromelanin: sitzt im Gehirn und gibt Hirnregionen wie der Substantia nigra ihre Farbe. Vermutlich spielt es eine Rolle bei der Entgiftung von toxischen Substanzen, wie Schwermetallen.
Wofür benötigen wir Melanin in Haut, Haaren und Augen?
Das Pigment schluckt Sonnenstrahlen und wandelt ihre Energie in harmlose Wärme um – quasi ein eingebauter Lichtschutzfaktor. Melanin neutralisiert freie Radikale, die unsere Zellen schädigen können. Wenn wir bräunen, setzt die sogenannte Melanogenese ein. Diese läuft so ab:
- Tyrosin (eine Aminosäure aus der Nahrung) wird in den Melanozyten verarbeitet
- Das Enzym Tyrosinase wandelt Tyrosin in DOPA und weiter in Dopaquinon um.
- Daraus entsteht je nach Veranlagung Eumelanin oder Phaeomelanin
- Das fertige Pigment wird in Melanosomen verpackt und an Hautzellen übergeben – sie legen es wie einen Schutzschild um ihre Zellkerne
Es gibt fünf Faktoren, die für die körpereigene Melaninproduktion eine Rolle spielen:
- UV-Strahlung: Sonnenlicht regt die Produktion an … sichtbar als Sommerbräune!
- Gene: Sie bestimmen, wie viel Melanin Sie überhaupt bilden können
- Hormone: MSH (Melanozyten-stimulierendes Hormon) kurbelt den Prozess an
- Alter: Mit den Jahren lässt die Produktion leider nach – daher bekommen wir früher oder später graue Haare und Pigmentstörungen
- Ernährung: Ohne die richtigen Nährstoffe läuft’s die Melaninproduktion nur sehr schleppend
Für die Bildung von Melanin, unserem natürlichen Sonnenschutz, benötigen die Zellen gewisse Baustoffe. Ganz vorn mit dabei: Tyrosin – eine Aminosäure mit vielen Talenten. Wer kaum oder gar nicht braun wird, schiebt das schnell auf die Gene. Doch oft liegt es schlicht daran, dass zu wenig Tyrosin da ist.
Das Problem: Tyrosin ist heiß begehrt. Es wird nicht nur für die Pigmentierung der Haut gebraucht, sondern auch für die Produktion unserer Stresshormone – Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin. Wer also dauernd unter Strom steht, verbraucht sein Tyrosin-Konto primär für den inneren Alarmmodus. Für schöne Haut und volle Haarfarbe bleibt dann oft nichts übrig.
Kein Wunder also, dass Stress uns „grau“ macht – und zwar buchstäblich. Mehr zu den anderen „Verbrauchsstellen“ von Tyrosin auch in meinen News vom 30.12.2023: „Tausendsassa Tyrosin“.
Aber Tyrosin allein macht noch kein Pigment. Die Aminosäure ist aber unverzichtbar für einen sommerlichen Teint.
Daneben sind diese Nährstoffe notwendig:
- Kupfer – aktiviert die Tyrosinase, das Schlüsselenzym
- Vitamin C – schützt die Zellen
- Vitamin E – fängt freie Radikale ab
- Vitamin A/Beta-Carotin – wichtig für Funktion gesunder Hautzellen
- Zink & Selen – unterstützen Hautregeneration & Zellschutz
Kurz gesagt:
Ohne Tyrosin kein Melanin – und ohne Melanin kein natürlicher Sonnenschutz.
Gerade jetzt, wo der Sommer vor der Tür steht, lohnt sich ein Blick auf Ihr Aminogramm: Ist genügend Tyrosin vorhanden?
Quellen:
Cordero RJB, Casadevall A. Melanin. Curr Biol. 2020 Feb 24;30(4):R142-R143. doi: 10.1016/j.cub.2019.12.042. PMID: 32097632.
Snyman M, Walsdorf RE, Wix SN, Gill JG. The metabolism of melanin synthesis-From melanocytes to melanoma. Pigment Cell Melanoma Res. 2024 Jul;37(4):438-452. doi: 10.1111/pcmr.13165. Epub 2024 Mar 6. PMID: 38445351; PMCID: PMC11178461.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.