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Warum wir unter Druck versagen – und was dagegen hilft
Was in der Fachliteratur als „choking under pressure“ bekannt ist, heißt auf Deutsch „unter Druck ersticken“. Das Phänomen kommt aus dem Sport. Gemeint sind Situationen, in denen ein Sportler unter Spannung steht und trotz seines Leistungsvermögens plötzlich versagt. Zu viel Selbstkontrolle, Angst oder Stress stören die automatisierten Bewegungsabläufe. Forscher aus Pittsburgh zeigen: Ein gewisses Maß an Druck kann die Leistung steigern – doch sobald es um besonders viel geht, kippt der Effekt und führt zu einem plötzlichen Leistungseinbruch. (1) Was beim Sportler das Rennen bei der Weltmeisterschaft sein kann, ist beim Manager das Verhandeln eines unschlagbaren Deals und beim Schulkind das Aufsagen eines Gedichtes vor der ganzen Klasse, um eine gute Note zu bekommen.
Eine weitere Rolle spielt dabei der präfrontale Cortex. Im Frontallappen des menschlichen Gehirns, direkt hinter Ihrer Stirn, werden vom präfrontalen Cortex (PFC) Pläne geschmiedet, Probleme durchdacht, Handlungen unterdrückt und Emotionen kontrolliert. Aber auch höhere kognitive Prozesse, die uns maßgeblich von anderen Säugetieren unterscheiden, werden hier verarbeitet. Das ist im Leben eines Menschen allerdings nicht immer der Fall.
Wollten sie schonmal jemanden mit der Faust ins Gesicht schlagen und haben es dann doch nicht gemacht? Eine bestimmte Altersgruppe kennt dieses Problem nur bedingt. Obwohl der präfrontale Cortex fast ein Drittel des menschlichen Gehirns einnimmt und vor etwa 2 Millionen Jahren zur selektiven Entwicklung des sozial organisierten Homo sapiens geführt hat, braucht er auch in der Entwicklung eines Individuums fast 25 Lebensjahre, um vollständig auszureifen. Deshalb greifen Kinder bei Konflikten oft zur pragmatischsten aller Lösungen – sie teilen ihrem Gegenüber kurzerhand einen handfesten Denkzettel aus.
Kinder sind lange sehr impulsiv und emotional. Sie haben keine Angst davor, sich zu blamieren und denken nicht über Konsequenzen nach. Diese Naivität verhilft den Kleinen dazu, die Welt und den eigenen Körper durch Spaß und Spiel zu entdecken. Kinder leben in diesem Flow-Zustand. Sie lernen mit Leichtigkeit, bewegen sich mit intrinsischer Motivation und schaffen damit das, was die „Großen“, verlernt haben: sie sind in Drucksituationen leistungsbereit. Das ändert sich in etwa ab dem achten bis zehnten Lebensjahr, parallel zur Reifung des präfrontalen Kortex, was dazu führt, dass wir beginnen, zu zweifeln.
Um das daraus resultierende Gedankenkarussell in Belastungsmomenten zu stoppen, helfen feste Routinen, das bewusste Fokussieren auf den Atem durch resonante Atmung, das sogenannte Quiet-Eye-Training und bildhafte Metaphern, die Bewegungen automatisch ablaufen lassen. Welche dieser Techniken sich im Detail eignen, lesen Sie in meiner nächsten News.
(1) Smoulder AL, Marino PJ, Oby ER, Snyder SE, Miyata H, Pavlovsky NP, Bishop WE, Yu BM, Chase SM, Batista AP. A neural basis of choking under pressure. Neuron. 2024 Oct 23;112(20):3424-3433.e8. doi: 10.1016/j.neuron.2024.08.012. Epub 2024 Sep 12. PMID: 39270654; PMCID: PMC11791831.
Über den Autor:
“Justus Mörstedt widmete sich bis zu seinem 14. Lebensjahr in seiner Freizeit dem Triathlon, bevor er sich endgültig auf sein Lieblingselement, das Wasser, fokussierte und Finswimmer wurde. Seit 2019 ist er Sportsoldat und studiert und trainiert im Leistungszentrum Leipzig.
Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Hier lebe ich meinen Traum: Leistungssport und Medizinstudium. Mich fasziniert es, das neu Erlernte im Sportleralltag in die Praxis umzusetzen und somit den oft trockenen Inhalten ein wenig Leben einzuhauchen.“
Diese Kombination macht sich bezahlt: im Juli 2024 wurde er zweifach Weltmeister. Über 200 m Streckentauchen hält er den Weltrekord. Falls Sie neugierig geworden sind, was Finswimming ist, sehen Sie sich in den News um, oder werfen eine beliebige Suchmaschine an!
Forever young wurde ihm mit seinem Einstieg in den Profisport sozusagen „in die Wiege gelegt“. Sein Trainer sagte immer: „Wer hier mitmachen will, muss mindestens ein Strunz-Buch gelesen haben.“ Zu Wettkämpfen verteilte er den Sportlern immer Vitamineral 32. Mit den Jahren in Leipzig hat sich in seinem 23 Jahre jungem Kopf so einiges zusammengesammelt, was er gerne mit Sportlerkollegen unter anderem hier in den News teilt. Dabei unterstützen wir als forever young ihn als Sponsor."