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Studie: Tiereiweiß gut fürs Herz & Schutz vor Krebs
Da staunt der Fachmann und der Laie freut sich: Haben wir es doch geahnt. Eine kanadische Datenauswertung unter Mitwirkung der McMaster University in Hamilton, Ontario, stellte gerade so manches populäre Ernährungs-Dogma auf den Kopf. Etwa das, dass eine Pflanzenprotein-basierte Ernährung gesünder fürs Herz ist. Oder dass tierisches Protein das Leben verkürzt und das Krebsrisiko erhöht.
In dieser Studie, publiziert in „Applied Physiology Nutrition and Metabolism“, prüfte ein Forscherteam um Yanni Papanikoleau, ob und welche Zusammenhänge es zwischen der Proteinaufnahme aus pflanzlichen und tierischen Quellen, dem Spiegel des Wachstumsfaktors IGF-1 (Insulin-like groth factor) und dem Risiko, an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sonstigen Ursachen zu versterben, gibt. Dafür analysierten sie Daten von fast 16.000 Erwachsenen aus der amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES III (1988 bis 1994) und korrelierten sie mit der Sterblichkeitsrate in 2006.
2014 war eine frühere Studienauswertung aus eben diesen Daten zu dem Schluss gelangt, dass ein höherer Eiweißverzehr zu einem Anstieg des generellen Sterblichkeitsrisikos um 75 Prozent sowie zu einer Vervierfachung des Krebsrisikos bei Menschen zwischen 50 und 65 führt – aber nur, wenn es sich dabei um tierisches Eiweiß handelt. Beim Verzehr pflanzlicher Proteine sei dieses Risiko dagegen gleich null. Verfasser jenes Papers war eine Arbeitsgruppe um Morgan Levine von der University of Southern California, L.A., und Scheinfasten-Erfinder Professor Valter Longo.
In ihrer aktuellen Datenanalyse allerdings gelangen die kanadischen Forscher zu konträren Schlussfolgerungen: Was das Sterblichkeitsrisiko angeht, macht es offenbar keinen Unterschied, ob man viel pflanzliches oder tierisches Eiweiß verspeist hat; selbiges gilt auch für die Gefahr, beschleunigt an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben. Einen umgekehrten (inversen) Zusammenhang, also einen Schutz-Effekt, fanden die Autoren aber beim Tiereiweiß-Konsum und der Krebssterblichkeit, dieser fand sich aber nicht bei den Pflanzenprotein-Essern. Auch zwischen den IGF-Werten im Blut und einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko sahen die Autoren keinen Zusammenhang.
Mein Senf dazu: Diese Studienergebnisse werden vielleicht einigen Pflanzenprotein-Fans nicht schmecken. Und womöglich wird der ein oder andere auch auf die „Conflicts of Interests“ der Studienautoren verweisen. Jene sind allerdings klar und transparent genannt. So gibt etwa Kinesiologie-Professor und Stoffwechselforscher Stuart Philipps von der McMasters University an, Forschungs- und Fördergelder u.a. von kanadischen Milchbauern und von Nestle Health Services erhalten zu haben. Nestle vertreibt auch z.B. vegane Burger auf Pflanzenprotein-Basis. Das scheint aber die Ausrichtung der Studie nicht nennenswert beeinflusst zu haben.
Quellen:
Levine ME, Suarez JA, Brandhorst S, Balasubramanian P, Cheng CW, Madia F, Fontana L, Mirisola MG, Guevara-Aguirre J, Wan J, Passarino G, Kennedy BK, Wei M, Cohen P, Crimmins EM, Longo VD. Low protein intake is associated with a major reduction in IGF-1, cancer, and overall mortality in the 65 and younger but not older population. Cell Metab. 2014 Mar 4;19(3):407-17. doi: 10.1016/j.cmet.2014.02.006. PMID: 24606898; PMCID: PMC3988204.
Über die Autorin:
Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.
Das sagt sie über ihre Tätigkeit:
„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“