Prof. Dr. Martin Grundwald ist ein Name, der seit einigen Jahren, spätestens aber seit der Pandemie, durch die Nachrichten geht. Grunwald ist ein Forscher der Universität Leipzig, der untersucht, wie Berührungen, besonders die unbewussten Selbstberührungen des Gesichts, eine zentrale Rolle für die Regulation von Stress, Emotion und Aufmerksamkeit spielen.

Er konnte mit seinem Team zeigen, dass spontane Selbstberührungen unseres Gesichtes die Hirnaktivitäten verstärken, die uns emotional stabilisieren. Zwischen 400- bis 800-mal pro Tag führen wir diese Berührung unterbewusst durch. Es ist ein neurobiologischer Selbstregulationsprozess, um unser neuronales Gleichgewicht, insbesondere in Stresssituationen, zu erhalten.

Eigentlich ist es naheliegend, dass, auch jenseits von Selbstberührungen, die Körperinteraktion ein evolutionärer Bestandteil der Kommunikation ist. Berührungen regulieren unser Sozialverhalten und sind ein notwendiger Bestandteil unseres Miteinanders. Insbesondere in der frühen Kindheit sind sie ein lebenswichtiger Faktor für emotionale Entwicklung und Bindung. Denken Sie dabei auch an andere Säugetiere. Im Tierreich sind Berührungen wunderbar als soziales Bindeglied zu beobachten.

Dieses Phänomen lädt zum Weiterdenken ein. Aus anthropologischer Sicht ist es doch spannend, dass mediterrane und lateinamerikanische Kulturen nicht nur als offenherzig, lebensfroh und frei bekannt sind, sondern auch für deren Kontaktfreudigkeit. Diese Überlegungen führen uns von tief verwurzelten Traditionen der Begrüßungskultur durch den Wangenkuss oder der herzlichen Umarmung bis zu dem lateinamerikanischen Tanz als Ausdruck von Vertrauen und Empathie. Auch in deren religiösen Riten ist Körperkontakt als zentrales Bindungselement bekannt – ob als Verbindung zwischen Individuen oder als Zugang zu Spiritualität.

Wenn unser einer, streng nach hygienischem Gebot und passend zu unserer Zurückhaltungskultur, Körperkontakt weitgehend vermeidet, kann dies zur emotionalen Verarmung führen. Berührungen, ob unterbewusst das eigene Gesicht oder bewusst mit anderen Individuen, sind für den Menschen erfüllend. Wir erhöhen dadurch auf neurobiologischer Ebene die Oxytocin-Freisetzung, stimulieren den Parasympathikus und profitieren in Folge durch (selbst)Empathie, Stresstoleranz, und kognitiver Entlastung.

Warum schaffen sich Menschen, insbesondere alleinstehende, wohl gerne Haustiere an? Die Frage können Sie nun auch aus einem neurosoziologischen Standpunkt heraus beurteilen.

Liebes Deutschland, auch wenn du einmal im Jahr im Bierzelt deine Berührungsangst mit Maßkrügen betäubst, so bleibt dein Alltag doch steril. Nähe ist keine Bedrohung, sondern eine der ältesten Formen der Menschlichkeit. Berührung ist kein Volksfest, sondern ein Grundrecht des Nervensystems. Wer sie in Partnerschaft und sozialen Umfeld notorisch meidet, verliert nicht nur den Kontakt zu anderen, sondern auch zu sich selbst.


Über den Autor:


“Justus Mörstedt widmete sich bis zu seinem 14. Lebensjahr in seiner Freizeit dem Triathlon, bevor er sich endgültig auf sein Lieblingselement, das Wasser, fokussierte und Finswimmer wurde. Seit 2019 ist er Sportsoldat und studiert und trainiert im Leistungszentrum Leipzig.

Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Hier lebe ich meinen Traum: Leistungssport und Medizinstudium. Mich fasziniert es, das neu Erlernte im Sportleralltag in die Praxis umzusetzen und somit den oft trockenen Inhalten ein wenig Leben einzuhauchen.“

Diese Kombination macht sich bezahlt: im Juli 2024 wurde er zweifach Weltmeister. Über 200 m Streckentauchen hält er den Weltrekord. Falls Sie neugierig geworden sind, was Finswimming ist, sehen Sie sich in den News um, oder werfen eine beliebige Suchmaschine an!

Forever young wurde ihm mit seinem Einstieg in den Profisport sozusagen „in die Wiege gelegt“. Sein Trainer sagte immer: „Wer hier mitmachen will, muss mindestens ein Strunz-Buch gelesen haben.“ Zu Wettkämpfen verteilte er den Sportlern immer Vitamineral 32. Mit den Jahren in Leipzig hat sich in seinem 23 Jahre jungem Kopf so einiges zusammengesammelt, was er gerne mit Sportlerkollegen unter anderem hier in den News teilt. Dabei unterstützen wir als forever young ihn als Sponsor."


Das Bild zeigt ein Porträt des News-Autors und Finschwimmers Justus Mörstedt.