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Spiritualität und Glaube verändern das Gehirn positiv
Gläubige und/oder spirituelle Menschen sind psychisch stabiler und lassen sich nicht so schnell erschüttern wie Nichtgläubige. Zu diesem Ergebnis kommen zahlreiche Studien, in denen der Frage nachgegangen wird, wie religiöse und/oder spirituelle Menschen mit Krankheiten umgehen. Unter „religiös” können Sie sich wahrscheinlich etwas vorstellen, unter „spirituell” eventuell nicht. Leider werden Spiritualität und Esoterik häufig synonym verwendet, obwohl es sich um zwei fast konträre Zugänge und Überzeugungen handelt. Spiritualität bezeichnet die individuelle, oft erfahrungsbasierte Suche nach Sinn, Verbundenheit und innerer Tiefe jenseits der materiellen Wirklichkeit. Esoterik basiert hingegen auf geheimem oder verborgenem Wissen, Lehren und Ritualen, die meist einen exklusiven Zugang zu einer „höheren Wahrheit“ versprechen. Im Folgenden geht es ausschließlich um Religiosität und Spiritualität.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA hat im Jahr 2022 eine Meta-Analyse veröffentlicht, in der sie 18 Studien zusammenfassend auswerteten. Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, wie Spiritualität und Religiosität das Gehirn messbar verändern und wie sich diese Veränderung auf die psychische Gesundheit auswirkt. Sie fanden Erstaunliches:
Verstärkte Dicke der Großhirnrinde: Besonders im präfrontalen Kortex und der Insula weisen religiöse und spirituelle Menschen eine höhere Anzahl an Gehirnzellen auf. Außerdem sind diese Zellen untereinander stärker vernetzt. Darüber hinaus fällt die Anzahl der Gliazellen höher aus. Diese Zellen unterstützen, schützen und ernähren die Nervenzellen und sind an der Signalweiterleitung beteiligt. Diese messbaren Veränderungen im Gehirn verbessern die Emotionskontrolle, die Hemmung von Impulsen und die Stressverarbeitung. Eine dickere Rinde erhöht die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle und Reaktionen bewusst zu steuern. Dies verbessert wiederum den Umgang mit schwierigen Emotionen und Stress.
Verminderte Konnektivität im Default Mode Network (DMN): Das DMN wird als Netzwerk von Hirnregionen beschrieben, das vor allem beim nicht fokussierten Denken aktiv ist – z. B. beim Grübeln oder Nachdenken über sich selbst, andere oder erlebte Situationen. Ein überaktives DMN, welches mit sehr vielen Verbindungen innerhalb des Netzwerkes einhergeht, wird häufig bei Depressionen, Angstzuständen und zwanghaftem Denken festgestellt. Meditation und spirituelle Praxis senken die DMN-Aktivität bzw. entkoppeln Teile des Netzwerks, sodass Grübeln oder negative Gedankenwiederholungen kein Eigenleben mehr führen, sondern bewusst wahrgenommen werden können. Dies ist der erste Schritt, um sie in einem zweiten Schritt in andere Gedanken umlenken zu können.
Erhöhte Alpha-Wellen-Aktivität (EEG-Messung): Alpha-Wellen (8–12 Hz) dominieren im Gehirn bei Wachheit, gleichzeitiger Entspanntheit und Aufmerksamkeit. Dieser Zustand ist typisch während des Meditierens. Erhöhte Alpha-Aktivität geht mit einer Reduktion sensorischer Überflutung und einer besseren Selbstwahrnehmung einher. Dies ermöglicht einen inneren Abstand zu Reizen und Gefühlen, wodurch sich die Fähigkeit verbessert, mit schwierigen Lebensumständen, Emotionen und Stress umzugehen.
Quelle: Rosmarin DH, Kaufman CC, Ford SF, et al. The neuroscience of spirituality, religion, and mental health: A systematic review and synthesis. J Psychiatr Res. 2022;156:100-113. doi:10.1016/j.jpsychires.2022.10.003
Über die Autorin:
"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.
Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:
„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"