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Phosphat – das verkannte „P“ für „Power“
Sicher haben Sie auch schon mal gehört oder gelesen, dass Phosphat nicht gut für Sie ist. Es soll ADHS und Verhaltensauffälligkeiten fördern, Gefäße und Nieren verkalken und, als Dünger verwendet, Gewässer schädigen. Garantiert haben Sie seltener gehört oder gelesen, dass Phosphat Ihrem Gehirn die Energie für dessen Rechen- und Denkleistungen liefert, Ihren Muskeln den Extra-Kick gibt, die Vitamin D-Bildung fördert und zudem ein wichtiger Puffer im Säure-Basen-Haushalts ist.
Höchste Zeit also, mal die Rolle des verrufenen Mineralstoffs zu beleuchten. Er findet sich unter anderem in Cola, Schmelzkäse (z.B. dem Käse mit drei Ecken), Bier, Eigelb, Schinken, Salzhering, Fleisch, Milch, Nüssen und Hülsenfrüchten.
Phosphat ist das Salz der Phosphorsäure und einer der Elektrolyte (Mineralien) im Körper, die bei Auflösung in Flüssigkeiten wie dem Blut eine elektrische Ladung tragen. Es liefert also den zündenden Funken überall dort, wo Energie gebraucht wird: In jeder Zelle, in jedem Muskel und im Gehirn, wo es etwa für die Freisetzung von Neurotransmittern und die Übertragung von Funksignalen zwischen Nervenzellen sorgt. Zudem ist es Bestandteil vom Blutfarbstoff Hämoglobin.
Und wofür steht wohl das „P“ im überlebenswichtigen Zelltreibstoff Adenosintriphosphat (ATP)? Richtig, für Phosphat. Fehlt das Mineral, machen unter anderem Muskeln – wozu auch der Herzmuskel zählt – schlapp. Fun Fact: Jeden Tag produziert der Körper mindestens 50 Kilo Energie (ATP). Davon braucht alleine schon das Gehirn fast ein Fünftel.
Damit der Phosphatstoffwechsel rund läuft, muss die Balance der „Team-Kollegen“ stimmen. Allem voran das Kalzium, denn es sorgt mit dem Phosphat für starke Knochen und Zähne und ist an der Energiegewinnung beteiligt. Auch ein ausreichender Vitamin D-Spiegel ist wichtig – dieses regelt die Kalzium-und Phosphat-Spiegel im Körper. Zu niedrige Vitamin D-Spiegel können zur verstärkten Phosphat-Ausscheidung und damit zum Mangel führen. Umgekehrt kann ein Phosphatmangel die Vitamin D-Wirkung schwächen. Übrigens, auch die Schilddrüse redet mit: Eine Schilddrüsen-Unterfunktion geht oft mit einem erniedrigten Phosphatspiegel einher.
Wie schön also, dass dieses wichtige Mineral so reichlich in der Nahrung vorhanden ist. Da gibt es ja kaum einen Mangel, oder? Interessanterweise gibt es dazu nur wenige Untersuchungen. Soweit bekannt, haben fünf Prozent amerikanischer Normalbürger einen milden Phosphatmangel, hospitalisierte Patienten deutlich häufiger. Ein starker Mangel findet sich etwa bei Diabetikern mit Ketoazidose, bei Alkoholikern oder bei Sepsis-Patienten.
Mein Senf dazu: Einfach beim nächsten Vitamin D-Check auch Phosphat und Kalzium im Blut messen lassen. Und wer keine Nierenleiden hat: Gerne mal Leberkäse, Serrano-Schinken und an heißen Tagen guten Gewissens eine eisgekühlte Cola genießen. Wohl bekomm’s!
Quellen:
Sarathi V, Dhananjaya MS, Karlekar M, Lila AR. Vitamin D deficiency or resistance and hypophosphatemia. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2024 Mar;38(2):101876. doi: 10.1016/j.beem.2024.101876. Epub 2024 Jan 30. PMID: 38365463.
Hagspiel KD, von Weymarn C, McKinnon G, Haldemann R, Marincek B, von Schulthess GK. Effect of hypothyroidism on phosphorus metabolism in muscle and liver: in vivo P-31 MR spectroscopy study. J Magn Reson Imaging. 1992 Sep-Oct;2(5):527-32. doi: 10.1002/jmri.1880020510. PMID: 1392245.
Salcedo-Betancourt JD, Moe OW. The Effects of Acid on Calcium and Phosphate Metabolism. Int J Mol Sci. 2024 Feb 8;25(4):2081. doi: 10.3390/ijms25042081. PMID: 38396761; PMCID: PMC10889523.
Dunn J, Grider MH. Physiology, Adenosine Triphosphate. [Updated 2023 Feb 13]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2025 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK553175/#
https://fet-ev.eu/phosphor/
Über die Autorin:
Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.
Das sagt sie über ihre Tätigkeit:
„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“