Kreatinmonohydrat hat sich längst als das am gründlichsten erforschte Nahrungsergänzungsmittel im Sport etabliert. Doch offen gestanden, habe ich mich selbst lange nicht näher damit beschäftigt – bis ich auf den News-Artikel von Frau Dr. Kristina Jacoby vom 8. März 2023 stieß.

Wie viele andere dachte ich, Kreatin sei nur etwas für Leistungssportler, um beim Gewichtheben oder Sprinten Höchstleistungen zu erzielen. Doch weit gefehlt! Kreatin erobert derzeit die Neurologie und könnte sogar bei der Prävention und Behandlung von Alzheimer eine Schlüsselrolle spielen.

Kreatin ist eine körpereigene Substanz, die aus den Aminosäuren Glycin, Arginin und Methionin in Organen wie der Leber oder den Nieren synthetisiert wird. Zusätzlich nehmen wir Kreatin über die Nahrung auf – vor allem durch Fleisch und Fisch. Vegetarier haben oft geringere Kreatinspeicher, da pflanzliche Lebensmittel kaum Kreatin enthalten. Unser Körper benötigt täglich etwa 1–2 g Kreatin, bei hoher Aktivität sogar mehr. Kein Wunder also, dass viele Menschen auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.

Die Hauptaufgabe von Kreatin besteht darin, Energie schnell verfügbar zu machen – sei es für Muskeln oder das Gehirn. Es regeneriert ATP (Adenosintriphosphat), unsere universelle Energiequelle, indem es Phosphatgruppen an ADP (Adenosindiphosphat) abgibt. Besonders bei intensiven Belastungen – körperlich oder geistig – ist diese Funktion essenziell.
Das Gehirn, unser energiehungrigstes Organ, verbraucht etwa 20 % der gesamten Energiezufuhr. Unter Stressbedingungen wie Schlafmangel oder kognitiver Überlastung kann es jedoch zu Engpässen kommen. Hier zeigt Kreatin sein Potenzial:


  • Schlafmangel: Studien belegen, dass eine hohe Einzeldosis Kreatin (0,35 g/kg Körpergewicht) die kognitive Leistungsfähigkeit steigern kann – mit Effekten auf Kurzzeitgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit.

  • Alzheimer: Bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer entstehen schädliche Dicarbonylverbindungen, die Proteine und DNA angreifen können. Kreatin neutralisiert diese Moleküle und schützt so die Neuronen vor Schäden.

Bei Alzheimer kämpfen Gehirnzellen oft mit Energiemangel. Kreatin unterstützt hier die Regeneration von ATP und verbessert so die Zellfunktion. Studien zeigen zudem, dass es das Arbeitsgedächtnis älterer Menschen stärken kann – besonders bei Trägern des APOE4-Gens, das mit einem deutlich erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden ist.

Die Forschung zu Kreatin in der Neurologie steckt noch in den Kinderschuhen, doch die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Dieses kleine Molekül hat das Potenzial, nicht nur unsere körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern, sondern auch unsere geistige Gesundheit zu fördern.

Als Trägerin des APOE4-Gens gönne ich mir täglich Kreatin – nicht nur für meinen Körper, sondern auch für mein Gehirn.


Quellen:

Gordji-Nejad, A., Matusch, A., Kleedörfer, S. et al. Single dose creatine improves cognitive performance and induces changes in cerebral high energy phosphates during sleep deprivation. Sci Rep 14, 4937 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-54249-

Laakso MP, Hiltunen Y, Könönen M, Kivipelto M, Koivisto A, Hallikainen M, Soininen H. Decreased brain creatine levels in elderly apolipoprotein E epsilon 4 carriers. J Neural Transm (Vienna). 2003 Mar;110(3):267-75. doi: 10.1007/s00702-002-0783-7. PMID: 12658375.

Forbes SC, Cordingley DM, Cornish SM, Gualano B, Roschel H, Ostojic SM, Rawson ES, Roy BD, Prokopidis K, Giannos P, Candow DG. Effects of Creatine Supplementation on Brain Function and Health. Nutrients. 2022 Feb 22;14(5):921. doi: 10.3390/nu14050921. PMID: 35267907; PMCID: PMC8912287.

Roschel H, Gualano B, Ostojic SM, Rawson ES. Creatine Supplementation and Brain Health. Nutrients. 2021 Feb 10;13(2):586. doi: 10.3390/nu13020586. PMID: 33578876; PMCID: PMC7916590.



Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.