„Ich kann kein Jod einnehmen, ich reagiere allergisch darauf.“ – Diese Aussage höre und lese ich immer wieder. Doch die gute Nachricht vorweg: Eine echte Allergie gegen Jod, wie es in Lebensmitteln, Speisesalz oder Nahrungsergänzungsmitteln vorkommt, existiert nicht!

Lassen Sie uns zunächst die wissenschaftlichen Fakten anschauen.
Jod ist ein chemisches Element mit der Ordnungszahl 53 und gehört zur Gruppe der Halogene – es ist sozusagen ein „Geschwisterchen“ von Brom, Chlor und Fluor. In der Natur kommt Jod allerdings nicht in seiner reinen Form vor, sondern stets gebunden, etwa als Jodid (I⁻) in Salzen wie Kaliumjodid oder Natriumjodid. Reines elementares Jod (I₂) findet sich nur unter speziellen Bedingungen, beispielsweise in winzigen Mengen in vulkanischen Gasen oder künstlich hergestellt in Form der berühmten Lugol’schen Lösung.

Unser Körper benötigt Jod dringend im gesamten Organismus, zum Beispiel um Schilddrüsenhormone herzustellen. Das geschieht vor allem in der Schilddrüse, wo Jodid enzymatisch zu elementarem Jod oxidiert wird. Dieses wird dann für die Synthese der Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) verwendet – essenziell für unseren Stoffwechsel, das Herz und sogar die Gehirnentwicklung! Auch die Brustdrüsen können Jodid in Jod umwandeln, was ihr gesundes Wachstum reguliert.

Allergien entstehen durch eine Fehlreaktion des Immunsystems auf größere Moleküle, die als fremd erkannt werden. Reines Jod erfüllt diese Voraussetzung nicht – es ist ein essentielles Spurenelement und wird vom Körper benötigt. Eine echte Allergie gegen Jod wäre mit dem Leben schlichtweg nicht vereinbar.

„Aber was ist mit jodhaltigen Kontrastmitteln?“

Hier lohnt sich eine Unterscheidung: Allergische Reaktionen auf jodhaltige Kontrastmittel sind möglich – aber nicht wegen des Jods selbst! Die Kontrastmittel enthalten große Moleküle, die tatsächlich allergische Reaktionen auslösen können. Das Spurenelement Jod spielt dabei keine Rolle.

Ich wiederhole es immer wieder gerne: Jod ist lebenswichtig. Ohne dieses Spurenelement kann unser Körper keine Schilddrüsenhormone produzieren – und ohne diese Hormone funktioniert fast nichts: Der Stoffwechsel gerät ins Stocken, das Herz leidet, und auch die Gehirnentwicklung wird beeinträchtigt. Für die meisten Menschen ist der Konsum von jodiertem Speisesalz und Jod in Form von Nahrungsergänzungsmitteln völlig unbedenklich – im Gegenteil: Es hilft sogar dabei, einem Jodmangel und damit verbundenen schweren Erkrankungen (z. B. Brustkrebs) vorzubeugen.

Ein besonders hartnäckiges Gerücht besagt, dass Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis kein Jod zu sich nehmen sollten, da es die Krankheit verschlimmern würde. Diese Aussage ist wissenschaftlich nicht haltbar und aus meiner Sicht sogar gefährlich! Selbst Professor Dr. Roland Gärtner, einer der führenden Endokrinologen Deutschlands, empfiehlt bei Hashimoto eine moderate Jodzufuhr.

Ich zitiere:
„Eine Jodaufnahme in Höhe des täglichen Bedarfs von 180-200 µg über Fisch, Milch und Milchprodukte sowie Jodsalz und damit hergestellte Produkte bereitet Hashimoto-Patienten keine Probleme. Jod ist und bleibt für den Körper ein lebensnotwendiges Spurenelement und stellt selbst für empfindliche Verbraucher kein Risiko dar.“

Mehr zur Hashimoto Thyreoiditis und Jod als wichtige Stütze in der Therapie in meinen News vom 2.3.2024: Die Hashimoto-Thyreoiditis – unheilbar?.


Quellen:

Wulf NR, Schmitz J, Choi A, Kapusnik-Uner J. Iodine allergy: Common misperceptions. Am J Health Syst Pharm. 2021 Apr 22;78(9):781-793. doi: 10.1093/ajhp/zxab033. PMID: 33547463; PMCID: PMC7929401.

Dewachter P, Mouton-Faivre C. Allergie aux médicaments et aliments iodés : la séquence allergénique n'est pas l'iode [Allergy to iodinated drugs and to foods rich in iodine: Iodine is not the allergenic determinant]. Presse Med. 2015 Nov;44(11):1136-45. French. doi: 10.1016/j.lpm.2014.12.008. Epub 2015 Sep 19. PMID: 26387623.

www.jodmangel.de


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.