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Ketogene Diät –der Anti-Krebs-Umschalter fürs Mikrobiom?
Seit nunmehr über 100 Jahren gibt es Studien zu den gesundheitlichen Effekten einer ketogenen Diät. Fokussierten die Arbeiten zuerst auf die therapeutischen Effekte bei Epilepsie und neurologischen Störungen, haben seit den 90er-Jahren die Studien zum Thema auch Einzug in die Krebsforschung gehalten. Mehr als 700 Papers zu den Stichworten „Ketogenic Diet“ und „Cancer“ finden sich inzwischen bei PubMed; ganz aktuell: eine Arbeit in „Nature Communications“ zur Ketogenen Diät bei Darmkrebs.
Eine Arbeitsgruppe um Mina Tsenkova und Elisabeth Letellier von der University of Luxembourg befasste sich mit der Frage, wie eine ketogene Ernährung das Tumorgeschehen bei Dickdarmkrebs beeinflusst. Da Darmkrebspatienten oft eine veränderte Darmflora aufweisen, nutzte das Team für seine Analysen speziell gezüchtete Darmkrebs-Mäuse, deren Darmflora durch ein Mikrobiom gesunder Menschen ausgetauscht wurde. Die eine Hälfte der Tiere erhielt eine fettreiche und stark kohlenhydratarme Nahrung, die andere standardisiertes Mäusefutter.
Im Laufe der folgenden Wochen beobachteten die Forscher eine Veränderung der Mikroben-Zusammensetzung im Darm der ketogen gefütterten Mäuse: Es vermehrten sich vor allem jene Mikroben, die Stearinsäure, eine gesättigte Fettsäure, produzierten – was zu einer höheren Konzentration von freiem Stearat (Salz der Stearinsäure) im Darm führte. Am Ende des Versuchs hatte sich bei den ketogen gefütterten Tieren das Tumorwachstum im Vergleich zu den Kontroll-Mäusen verlangsamt; sie wiesen weniger große Tumore auf und niedrigere Spiegel des entzündungsfördernden Botenstoffs Interleukin-17 auf.
Schlussfolgerung der Studienautoren: Die durch ketogenes Futter erzeugten Neu-Gruppierungen des Darm-Mikrobioms können die Tumorlast verringern, da die durch Mikroben erzeugte Stearinsäure krebshemmend wirken und den programmierten Zelltod von Krebszellen einleiten kann.
Wie es mit den Überlebensraten von Menschen mit fortgeschrittenem Darmkrebs unter einer ketogenen Diät aussieht, untersuchte eine Studie von Wissenschaftlern der University Osaka, Japan (ein vier-Jahres-Follow-up mit 37 Patienten). Ergebnis ihrer Untersuchung: Eine längere Einhaltung einer fettreichen ketogenen Diät kann die Überlebensprognose verbessern. In ihrer Studie betrug die Überlebenszeit von Darmkrebspatienten, die sich länger als 12 Monate strikt ketogen ernährt hatten, 55 Monate –im Vergleich zu 12 Monaten für Menschen, die diese Ernährungsform weniger als ein Jahr durchhielten.
Quellen:
Tsenkova M, Brauer M, Pozdeev VI, Kasakin M, Busi SB, Schmoetten M, Cheung D, Meyers M, Rodriguez F, Gaigneaux A, Koncina E, Gilson C, Schlicker L, Herebian D, Schmitz M, de Nies L, Mayatepek E, Haan S, de Beaufort C, Cramer T, Meiser J, Linster CL, Wilmes P, Letellier E. Ketogenic diet suppresses colorectal cancer through the gut microbiome long chain fatty acid stearate. Nat Commun. 2025 Feb 20;16(1):1792. doi: 10.1038/s41467-025-56678-0. PMID: 39979287; PMCID: PMC11842570
Wilmes P, Letellier E. Ketogenic diet suppresses colorectal cancer through the gut microbiome long chain fatty acid stearate. Nat Commun. 2025 Feb 20;16(1):1792. doi: 10.1038/s41467-025-56678-0. PMID: 39979287; PMCID: PMC11842570..
Egashira R, Matsunaga M, Miyake A, Hotta S, Nagai N, Yamaguchi C, Takeuchi M, Moriguchi M, Tonari S, Nakano M, Saito H, Hagihara K. Long-Term Effects of a Ketogenic Diet for Cancer. Nutrients. 2023 May 16;15(10):2334. doi: 10.3390/nu15102334. PMID: 37242217; PMCID: PMC10221628.
Über die Autorin:
Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.
Das sagt sie über ihre Tätigkeit:
„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“