Die Messung von Harnstoff im Blut ist häufig Bestandteil von Routineuntersuchungen oder regulären Check-ups, da erhöhte Werte auf Nierenprobleme oder einen gestörten Stoffwechsel hinweisen können, wie er beispielsweise bei Diabetes auftritt. Bei Ausdauersportlern verhält es sich anders: Auch bei ihnen können die Harnstoffwerte erhöht sein. Viele Ärzte denken dann direkt an Nierenprobleme, doch der Grund für die erhöhten Werte ist ein anderer – und meistens vollkommen harmlos.

Harnstoff ist ein Abbauprodukt des Proteinstoffwechsels

Er entsteht in der Leber, wenn Proteine im Körper abgebaut werden. Die Aminosäuren, aus denen Proteine bestehen, enthalten Stickstoff. Dieser wird in der Leber zu Harnstoff umgewandelt und dann über die Nieren ausgeschieden. Aber warum ist dann bei Sportlern, besonders bei Ausdauersportlern, der Harnstoffwert erhöht? Proteine sollten doch eigentlich aufgebaut werden, um neue Muskelmasse zu bilden. Das kann mehrere Gründe haben:


  • Scheinbar erhöhte Werte durch Dehydratation: Sportliche Belastung führt zu vermehrtem Schwitzen. Ein damit verbundener Flüssigkeitsmangel kann die Harnstoffkonzentration im Blut erhöhen. Dabei wird gar nicht mehr Protein abgebaut, sondern das Verhältnis von Harnstoff zu Flüssigkeit im Blut erhöht sich einfach. Abhilfe schafft hier regelmäßiges Trinken vor, während und nach sportlichen Belastungen.
  • Proteinreiche Ernährung oder zusätzliche Proteine bzw. Aminosäuren: Viele Sportler nehmen zusätzlich Proteinpräparate oder BCAA zu sich. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch sinnvoll. Sie werden benötigt, um durch die Anstrengung beschädigtes Gewebe zu reparieren, was zum Muskelaufbau beiträgt. Werden allerdings mehr Proteine zugeführt, als der Körper verwenden kann, wird ein Teil des Überschusses wieder abgebaut. Auch das führt zu einem Anstieg des Harnstoffs.
  • Lange Ausdauerleistungen bei leeren Glykogenspeichern: Bei sehr lang andauernder Belastung greift der Körper auf Aminosäuren aus dem eigenen Körper zur Energiegewinnung zurück. Dies kann insbesondere bei einer ketogenen Ernährung der Fall sein, wenn die Glykogenspeicher sehr schnell geleert werden und die Anstrengung zu intensiv und zu lang ist, sodass die Energieherstellung aus Ketonkörpern und Fettsäuren nicht ausreicht. Dieser gesteigerte Proteinabbau erhöht die Harnstoffproduktion. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, vor sehr intensiven und langen Trainingseinheiten oder Wettkämpfen die Zufuhr von Kohlenhydraten etwas zu erhöhen.
  • Übertraining, Schlafmangel und psychischer Stress: Durch Übertraining, Schlafmangel und psychischen Stress steigt der Cortisolspiegel, also der Spiegel des Stresshormons. Cortisol verstärkt den Abbau von Proteinen in der Muskulatur, was eine erhöhte Harnstoffbildung zur Folge hat.


Über die Autorin:


"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.

Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:

„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Dr. Kristina Jacoby.