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Histamin und Osteoporose – ein unterschätzter Zusammenhang
Osteoporose, oft auch Knochenschwund genannt, betrifft viele Menschen, insbesondere Frauen ab 50. Dabei wird das Knochengewebe nach und nach porös und brüchig. Vielen ist bekannt, dass Calcium-Mangel, Vitamin-D-Mangel oder auch hormonelle Veränderungen – zum Beispiel in und nach den Wechseljahren – eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieser schweren Erkrankung spielen (siehe auch meine News vom 30.5.2025). Aber auch ein dauerhaft erhöhter Histaminspiegel ist ein wichtiger Faktor.
Knochengewebe ist kein starres, totes Material, sondern ein dynamisches, hochaktives Gewebe, das sich während des gesamten Lebens fortlaufend umbaut. Dieser Prozess – auch Remodellierung genannt – gewährleistet die Stabilität und Regenerationsfähigkeit des Skeletts. Er beruht auf einem fein austarierten Zusammenspiel zweier spezialisierter Zelltypen:
- Osteoklasten: mehrkernige Zellen, die Knochensubstanz abbauen, indem sie Mineralbestandteile auflösen und die organische Matrix enzymatisch zersetzen.
- Osteoblasten: knochenaufbauende Zellen, die neue Knochenmatrix synthetisieren und mineralisieren.
Unter physiologischen Bedingungen besteht zwischen Abbau und Aufbau ein Gleichgewicht, das eine stabile Knochenmasse sichert. Um das 30. Lebensjahr herum verfügen wir über die höchste Knochendichte. Im Anschluss verringert sie sich bei Männern wie Frauen schrittweise von Jahr zu Jahr. Das ist ein Teil des normalen Alterungsprozesses. Bei der Osteoporose kommt es aber zu einem beschleunigten, unphysiologischen Knochenabbau.
Histamin – ein biogenes Amin, das u. a. als Entzündungsmediator und Gewebshormon wirkt – kann dieses Gleichgewicht empfindlich stören, wenn es in erhöhter Konzentration vorliegt.
Histamin bindet an spezifische Histaminrezeptoren (v. a. H1- und H2-Rezeptoren) auf den Osteoklasten und deren Vorläuferzellen. Diese Aktivierung fördert die Differenzierung und Aktivität der Osteoklasten, was zu einem gesteigerten Knochenabbau führt.
Gleichzeitig beeinflusst Histamin die Osteoblasten nachteilig, indem es ihre Vermehrung und ihre Syntheseleistung hemmt. Dadurch wird die Neubildung von Knochensubstanz verlangsamt.
Die resultierende Verschiebung des Remodellierungs-Gleichgewichts zugunsten des Abbaus kann langfristig zu einer Reduktion der Knochendichte und -festigkeit führen.
Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einer Anreicherung von Histamin im Organismus beitragen können:
- Mikronährstoffmängel: Ein Mangel an Vitamin C, Zink und Kupfer, Methionin, Magnesium und Mangan kann die Funktion der histaminabbauenden Enzyme DAO und HNMT hemmen.
- Darmgesundheit: Entzündliche Veränderungen der Darmschleimhaut oder eine gestörte Zusammensetzung des Darmmikrobioms können den Abbau von Histamin behindern und die Funktion des histaminabbauenden Enzyms DAO hemmen.
- Medikamente: Einige Arzneimittel – etwa bestimmte Schmerzmittel oder Antidepressiva – hemmen die DAO.
- Stress: Chronischer Stress führt zur vermehrten Ausschüttung von Botenstoffen wie Cortisol und bestimmten Neurotransmittern, die wiederum die Histaminfreisetzung begünstigen können.
- Ernährung: Zahlreiche Lebensmittel enthalten von Natur aus größere Mengen Histamin oder fördern dessen Freisetzung. Dazu zählen z. B. gereifter Käse, Rotwein, Räucherwaren, Sauerkraut sowie lange gelagerte oder fermentierte Produkte.
Oft wirken mehrere Faktoren zusammen.
Eine histaminreiche Ernährung allein ist nach meiner Erfahrung niemals die alleinige Ursache. Typische Anzeichen für zu viel Histamin sind Kopfschmerzen, Hautrötungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Herzrasen – manchmal aber auch „stille“ Effekte wie eine schleichende Schädigung der Knochen. Diese vollzieht sich über Jahre und Jahrzehnte und macht lange Zeit keinerlei Beschwerden.
Es gibt viele Möglichkeiten, aktiv vorzubeugen, z. B.
- Darmflora pflegen: Ausgewogene Ernährung, ausreichend Ballaststoffe und ggf. probiotische Lebensmittel unterstützen den Histaminabbau.
- Stress abbauen: Entspannungstechniken wie Yoga, Atemübungen oder lange Spaziergänge helfen, die körpereigene Histaminfreisetzung zu bremsen.
- Kraftsport: Krafttraining stimuliert den Knochenstoffwechsel, da mechanische Belastung die Bildung von Knochengewebe anregt und so langfristig die Knochendichte und -festigkeit erhöht.
- Knochenfreundliche Nahrungsergänzung: Genug Kalzium und Vitamin D, Zink, Magnesium, Mangan, Bor und Aminosäuren bleiben das Fundament für starke Knochen.
- Histaminbewusst essen: Frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel wählen.
Wer zu Histaminproblemen neigt und bereits erste Anzeichen von Knochenschwund hat (Osteopenie), sollte deshalb auch auf seine Ernährung, Darmgesundheit und vor allem seine Stressbelastung achten.
Quellen:
Ragipoglu D, Dudeck A, Haffner-Luntzer M, Voss M, Kroner J, Ignatius A, Fischer V. The Role of Mast Cells in Bone Metabolism and Bone Disorders. Front Immunol. 2020 Feb 7;11:163. doi: 10.3389/fimmu.2020.00163. PMID: 32117297; PMCID: PMC7025484.
Biosse-Duplan M, Baroukh B, Dy M, de Vernejoul MC, Saffar JL. Histamine promotes osteoclastogenesis through the differential expression of histamine receptors on osteoclasts and osteoblasts. Am J Pathol. 2009 Apr;174(4):1426-34. doi: 10.2353/ajpath.2009.080871. Epub 2009 Mar 5. PMID: 19264900; PMCID: PMC2671373.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.
