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Gesundheitsrisiko frühe Menarche
Schon in der Kindheit werden entscheidende Weichen für unsere Gesundheit im späteren Leben gestellt. Viele Erkrankungen, unter denen wir als Erwachsene leiden, haben ihren Ursprung in den frühen Jahren unseres Lebens.
Ein wichtiger Indikator dafür, wie gesund Mädchen aufwachsen, ist der Zeitpunkt ihrer ersten Regelblutung – die sogenannte Menarche. Studien zeigen: Je später die Menarche einsetzt (natürlich im gesunden Rahmen), desto besser sind oft die langfristigen gesundheitlichen Aussichten. Ein zu früher Beginn kann mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen im späteren Leben einhergehen, etwa für Übergewicht, Diabetes, Osteoporose (durch verfrühte Menopause) oder auch für bestimmte Krebsarten (Brustkrebs, Gebärmutterkörperkrebs).
Eine befreundete Grundschullehrerin berichtete mir kürzlich, dass es heute völlig normal sei, dass bereits Mädchen in der dritten oder vierten Klasse ihre Periode bekommen. Was früher (zum Beispiel in meiner Kindheit in den 1970er Jahren) eine absolute Ausnahme war, ist inzwischen Alltag geworden.
Dieser Wandel ist nicht nur eine subjektive Beobachtung einer einzelnen Lehrerin, sondern lässt sich auch in wissenschaftlichen Daten klar erkennen: Immer mehr Mädchen erleben ihre erste Menstruation in einem immer jüngeren Alter.
Ein Blick in die Vergangenheit verdeutlicht diese Entwicklung:
Vor etwa 100 Jahren, also um das Jahr 1925, lag das durchschnittliche Alter der Menarche in Deutschland und anderen europäischen Ländern bei etwa 15 bis 16 Jahren. In den 1970er Jahren lag das durchschnittliche Alter für die erste Menstruation in Deutschland noch bei etwa 12,5 bis 13 Jahren.
Seitdem ist das sogenannte Menarchealter kontinuierlich gesunken – pro Jahrzehnt im Durchschnitt um etwa drei Monate. Heute bekommen viele Mädchen ihre erste Regelblutung bereits mit 10 oder 11 Jahren.
Doch was steckt hinter dieser Entwicklung?
Unsere Lebens- und Ernährungsbedingungen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Kinder haben heute meist Zugang zu einer hyperkalorischen Ernährung (bei der das Energieangebot den Bedarf des Körpers deutlich und dauerhaft übersteigt), was dazu führt, dass sie schneller wachsen und früher ihr „Erwachsenen-Gewicht“ erreichen. Dieses Gewicht dient dem Körper als Signal, die Pubertät einzuleiten – und damit auch die Menarche.
Aber mit einer allgemeinen hyperkalorischen Ernährung steigt auch der Anteil an übergewichtigen Kindern. Übergewichtige Mädchen produzieren mehr Östrogen, das Hormon, das eine entscheidende Rolle beim Einsetzen der Menstruation spielt. Der Anteil übergewichtiger Mädchen in Deutschland liegt laut aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts bei etwa 15 bis 18 Prozent. Das bedeutet, dass fast jedes fünfte Mädchen im schulpflichtigen Alter als übergewichtig gilt. Der Anteil adipöser (stark übergewichtiger) Mädchen liegt bei etwa 6 bis 8 Prozent.
Aber auch unsere Umwelt hat Einfluss auf den Zeitpunkt der Menarche. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass sogenannte hormonaktive Substanzen – zum Beispiel Bestandteile aus Kunststoffen, Kosmetika oder anderen Alltagsprodukten – den Hormonhaushalt von Kindern beeinflussen können. Diese Stoffe, auch als „endokrine Disruptoren“ bekannt, können den natürlichen Ablauf der Pubertät stören und so die Menarche zusätzlich vorverlegen. Zu den bekanntesten endokrinen Disruptoren in Kosmetika beispielsweise zählen Parabene, Phthalate, bestimmte UV-Filter, Triclosan (bald erfreulicherweise komplett aus dem Handel), synthetische Duftstoffe und einige weitere Konservierungsstoffe.
Insgesamt zeigt sich also: Die erste Regelblutung tritt heute bei vielen Mädchen immer früher auf – ein Trend, der nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunehmend beschäftigt, sondern auch Eltern sowie Ärztinnen und Ärzte zum Handeln aufrufen sollte.
Quellen:
Davis CP, Fest S, Cushing-Haugen K, Kensler TW, Chavarro JE, Harris HR. Dietary patterns and age at menarche in a prospective study of girls in the USA. Hum Reprod. 2025 May 6:deaf072. doi: 10.1093/humrep/deaf072. Epub ahead of print. PMID: 40328293.
Gohlke B, Reschke F, Lanzinger S, Boettcher C, Gemulla G, Thiele-Schmitz S, Dunstheimer D, van den Boom L, Woelfle J, Holl RW. Time trends towards earlier puberty in boys and girls with type 1 diabetes: Insights from the German Diabetes Prospective Follow-up (DPV) registry, 2000 to 2021. Diabetes Obes Metab. 2024 Jan;26(1):293-300. doi: 10.1111/dom.15315. Epub 2023 Oct 12. PMID: 37828813.
https://www.rki.de/DE/Themen/Nichtuebertragbare-Krankheiten/Koerperliche-Gesundheit/Adipositas-und-Uebergewicht/adipositas-und-uebergewicht-node.html
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.