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Ihre Knochen – ein unterschätzter Schatz
Haben Sie schon einmal von Lucy gehört?
Sie ist das wohl berühmteste Skelett der Welt. Rund 3,72 Millionen Jahre ruhte sie tief im Boden Äthiopiens, bis sie 1974 entdeckt wurde. Lucy gehört zur Art Australopithecus afarensis und war eine unserer frühen Vorfahren. Das Besondere: Lucy konnte schon aufrecht gehen. Ihre Überreste erzählen eine Geschichte aus einer Zeit, als der Mensch gerade erst begann, die Welt auf zwei Beinen zu erobern.
Heute können Sie Lucy im Nationalmuseum in Addis Abeba bewundern – oder vielleicht bald auch in Europa, denn Lucy geht im Sommer 2025 auf Tournee. Was an ihr besonders fasziniert? Ganz klar: Dass ihre Knochen so lange der Zeit getrotzt haben.
Und damit sind wir bei uns: unseren eigenen Knochen.
Wussten Sie, dass der erwachsene Mensch etwa 206 Knochen besitzt? Diese sind ein Wunderwerk der Natur. Der kleinste Knochen des menschlichen Körpers, der Steigbügel, sitzt tief verborgen im Innenohr und misst gerade einmal wenige Millimeter. Der größte hingegen, der Oberschenkelknochen oder Femur, erstreckt sich als kräftige Stütze vom Becken bis zum Knie.
Knochen bestehen aus überwiegend anorganischen Bestandteilen, wie Hydroxylapatit (ein Calciumphosphat). Magnesium, Zink und Mangan, die dem Knochen seine Härte und Stabilität verleihen. Sie besitzen zudem viele Kollagenfasern, die ihnen Flexibilität und Elastizität verleihen. Nicht zuletzt bestehen sie auch bis zu 25 % aus Wasser, unverzichtbar für den Stoffwechsel und die Versorgung der Zellen.
Unsere Knochen sind eben kein totes Gewebe, sondern lebendige, hochdynamische Strukturen. Ständig wird Substanz abgebaut und wieder neu aufgebaut – ein faszinierendes Zusammenspiel von Osteozyten, Osteoblasten und Osteoklasten. Heute wissen wir, dass Knochen als aktive Stoffwechselzentralen wirken. Ihre Botenstoffe, wie das Osteocalcin, stehen in ständigem Dialog mit anderen Organen – sie beeinflussen das Gehirn, die Leber und sogar die Bauchspeicheldrüse. Knochenerkrankungen sind deshalb nicht nur ein Problem der Knochen, sondern eine Herausforderung für den ganzen Körper.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern gibt es in Deutschland noch wenig Bewusstsein für die Knochen und den Erhalt der Knochengesundheit (siehe auch meine News vom 16.3.2024). Eine DXA-Messung zur Früherkennung der Abnahme der Knochendichte wird nicht standardmäßig von den Krankenkassen übernommen.
Dabei sind die Zahlen mehr als dramatisch: Rund 6 bis 8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose. Etwa 80 % davon sind Frauen. Besonders ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko dramatisch an:
- Frauen: 20–23 %
- Männer: 6–7 %
Jährlich ereignen sich hierzulande rund 900.000 osteoporosebedingte Frakturen.
Das Risiko, im Leben eine osteoporotische Fraktur zu erleiden, liegt bei Frauen ab 50 bei 33 %, bei Männern bei 20 %.
Osteoporose entwickelt sich schleichend, still, oft über Jahre bis Jahrzehnte. Umso unverständlicher ist es, dass laut aktueller S3-Leitlinie erst ab einem Knochenbruch (!) nach dem 50. Lebensjahr eine Diagnostik der Knochendichte empfohlen wird. Eine routinemäßige Vorsorge gibt es erst ab 70 – viel zu spät! Die jüngste Patientin mit Osteoporose in meiner Praxis war erst 41 Jahre alt. Sie ist leider keine Rarität.
Wann schreitet die Medizin ein? Meist erst dann, wenn der erste Knochen bricht – und dann helfen die üblichen Medikamente, wie Bisphosphonate oder Parathormon-Analoga, nur noch begrenzt.
Dabei beginnt der Abbauprozess der Knochen schleichend schon ab dem 30. Lebensjahr! Bei dem einen schneller, bei dem anderen langsamer. Langsamer ist natürlich besser.
Osteoporose bedeutet brüchige Knochen und schmerzhaft verlorene Stabilität. Ihre Ursachen sind vielschichtig und reichen weit über einen simplen Vitamin-D-Mangel hinaus. Der weitverbreitete Glaube, ein guter Vitamin-D-Spiegel sei gleichbedeutend mit Schutz vor Osteoporose, erweist sich bedauerlicherweise als trügerische Sicherheit.
Aber die Abbaugeschwindigkeit der Knochen lässt sich gut beeinflussen. Die Mechanismen sind mittlerweile gründlich erforscht. Wir können viel dafür tun, damit unsere Knochen bis ins hohe Alter stabil bleiben. Die richtige Bewegung, Ernährung (siehe auch meine News vom 23.3.24) und bestimmte Lebensstilfaktoren spielen hier eine entscheidende Rolle.
Welche Faktoren – neben einer ausreichenden Mikronährstoffversorgung – dabei eine Rolle spielen, erfahren Sie in meinen nächsten News.
Quellen:
Nowicki JK, Jakubowska-Pietkiewicz E. Osteocalcin: Beyond Bones. Endocrinol Metab (Seoul). 2024 Jun;39(3):399-406. doi: 10.3803/EnM.2023.1895. Epub 2024 May 28. PMID: 38803289; PMCID: PMC11220208.
https://www.osteoporose-deutschland.de/osteoporose/daten-und-fakten/
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.