Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Um die neuen Datenschutzrichtlinien zu erfüllen, müssen wir Sie um Ihre Zustimmung für Cookies fragen. Weitere Informationen
Wenn gesunde Fette kippen – die Rolle der Lipidperoxidation
Ungesättigte Fettsäuren gelten als Herzstück einer gesunden Ernährung. Sie senken Cholesterin, unterstützen Zellfunktionen und wirken entzündungshemmend – vor allem die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Doch wie so oft entscheidet die Balance: Wer viele ungesättigte Fettsäuren aufnimmt, kann gleichzeitig das Risiko für Lipidperoxidation, also die oxidative Schädigung von Fetten, deutlich erhöhen.
Lipidperoxidation ist ein biochemischer Prozess, bei dem freie Radikale (reaktive Sauerstoffspezies) die empfindlichen Doppelbindungen in ungesättigten Fettsäuren angreifen. Dabei entstehen so genannte Lipidperoxide, also instabile Moleküle, die Zellmembranen schädigen, Enzyme blockieren und Entzündungsreaktionen fördern können. Solche oxidativen Prozesse gelten als Mitverursacher vieler chronischer Erkrankungen, etwa Arteriosklerose, neurodegenerativer Erkrankungen und beschleunigter Alterungsprozesse.
Fettsäuren unterscheiden sich in der Anzahl ihrer Doppelbindungen: Je mehr davon vorhanden sind, desto anfälliger ist die Fettsäure für Oxidation. Einfach ungesättigte Fettsäuren wie die Ölsäure aus Olivenöl sind relativ stabil. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFAs) hingegen besitzen mehrere Doppelbindungen – und damit mehrere Angriffspunkte für freie Radikale.
Ein Blick auf die Struktur verdeutlicht den Unterschied: Linolsäure, z. B. aus Sojaöl, besitzt zwei Doppelbindungen. Sie oxidiert schneller als Ölsäure (eine Doppelbindung), Arachidonsäure (vier Doppelbindungen) noch schneller – und EPA (fünf) sowie DHA (sechs Doppelbindungen) gehören zu den oxidationsanfälligsten Fettsäuren überhaupt.
Gerade DHA und EPA, die langkettigen Omega-3-Fettsäuren aus Fisch-, Algen- oder Krillöl, sind für Herz, Gehirn und Entzündungsregulation enorm wichtig. Gleichzeitig sind sie chemisch sehr instabil. Werden sie nicht durch Antioxidantien geschützt, können sie bereits während der Lagerung oder im Körper oxidieren. Dabei entstehen Substanzen wie Malondialdehyd oder 4-Hydroxynonenal – Marker, die in Studien mit Zellstress und Entzündungen in Verbindung gebracht werden.
Das bedeutet aber nicht, dass Omega-3-Fettsäuren gefährlich sind. Vielmehr kommt es darauf an, sie unter geeignetem antioxidativem Schutz zuzuführen. Vitamin E (Tocopherol), was häufig den Ölen zugefügt wird, ist hier ein wichtiger lipophiler Radikalfänger; er reicht aber in der Regel bei weitem nicht aus.
Ich empfehle in jedem Fall die Einnahme von Astaxanthin (mindestens 4 mg). Dieses Carotinoid trägt gezielt zum Schutz der Zellmembranen bei, indem es Lipidperoxidation effektiv entgegenwirkt, wie auch in Studien gezeigt werden konnte.
Im Gegensatz dazu zu ungesättigten Fettsäuren sind gesättigte Fettsäuren (z. B. Palmitinsäure, Stearinsäure) chemisch sehr stabil, da sie keine Doppelbindungen enthalten. Das bedeutet: Es gibt keine Angriffspunkte für freie Radikale – die Fettsäuren oxidieren also kaum.
Selbst bei Hitze, Licht oder Luftkontakt bleiben sie vergleichsweise stabil. Deshalb eignen sich gesättigte Fette wie Butter oder Kokosöl gut zum Braten oder Backen. Sie tragen in der Regel nicht zur Lipidperoxidation bei und können sogar empfindlichere Fettsäuren in Mischölen vor Oxidation schützen.
Gesättigte und ungesättigte Fettsäuren spielen beide eine wichtige Rolle für die Gesundheit – entscheidend ist ihr oxidatives Gleichgewicht. Während gesättigte Fette oxidationsstabil sind, müssen ungesättigte Fettsäuren wie EPA und DHA immer durch Antioxidantien geschützt werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Bei einer höheren Zufuhr an EPA und DHA empfehle ich daher regelmäßig die Lipidperoxidation überprüfen zu lassen. In meiner Praxis sehe ich immer wieder, dass aus dem Gedanken „Viel hilft viel“ täglich mehrere Gramm eingenommen werden, ohne dass mögliche schädliche Nebenwirkungen bedacht werden.
Haben Sie schon einmal Ihren eigenen Lipidperoxidationswert im Blut messen lassen?
Quellen:
Karppi J, Rissanen TH, Nyyssönen K, Kaikkonen J, Olsson AG, Voutilainen S, Salonen JT. Effects of astaxanthin supplementation on lipid peroxidation. Int J Vitam Nutr Res. 2007 Jan;77(1):3-11. doi: 10.1024/0300-9831.77.1.3. PMID: 17685090.
Zaloga GP. Narrative Review of n-3 Polyunsaturated Fatty Acid Supplementation upon Immune Functions, Resolution Molecules and Lipid Peroxidation. Nutrients. 2021 Feb 18;13(2):662. doi: 10.3390/nu13020662. PMID: 33670710; PMCID: PMC7922327.
Mason, Preston et al.: Differential Effects of EPA, DPA, and DHA in Inhibiting Oxidation of Low-Density Lipoproteins and Very-Low-Density Lipoproteins in Vitro, Journal of Clinical Lipidology, Volume 14, Issue 4, 576
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.
