Sie sind bereits in die zweite Hälfte, in die Genusshälfte des Lebens eingetreten? Gratuliere! Der Spaß am Training und die Fortschritte sind die gleichen wie bei den jungen Hupfern – wenn sie ein paar kleine Regeln einhalten.

Wenn Sie denken: Ich bin zu alt für Bewegung ... dann bewegen Sie sich gerade auf dem Holzweg. Auf unseren Laufseminaren haben selbst 70 jährige schon in ein bewegtes Leben zurückgefunden. Und kürzlich joggte in Hawaii ein 80jähriger über die Ziellinie. Also: Zum Anfangen ist es nie, nie, nie, nie zu spät ... Denn selbst im hohen Alter können wir unsere Muskeln, unser Herz, unser Immunsystem nicht nur trainieren, sondern sogar wieder jung trainieren.

Haben Sie keine Bedenken, dass Sie etwas falsch machen. Machen Sie einfach. Denn mit den Jahren wächst die Weisheit, Vernunft und das Körpergefühl. Ehrgeiz und Leistung stehen nicht mehr unbedingt an erster Stelle. Sie spüren, wenn etwas zuviel des Guten ist...

Und damit Sie sich auf der sicheren Seite bewegen ... Noch ein paar Tipps:

Nicht zu hart...

Genießen Sie die Lauferei und laufen Sie vor allem locker. Auch wenn Sie in jungen Jahren immer vorne mit dabei waren – und geben Sie doch zu, das war oftmals Stress -, so brauchen Sie das nicht mehr unbedingt. Übrigens: Es gibt Altersklassen. Gewinnen können Sie dort auch noch mit 90. Ihre absolute Leistungsfähigkeit lässt zwar nach, doch der Spaß an Laufen kann sogar mehr werden... denn Sie laufen jetzt für sich und nicht für die anderen. Das sollte zumindest Ihr Motto werden. Gesunden Egoismus, würde das ein Herr Piech nennen.

Ausgleichsport

Laufen ist super, ein Seitensprung oft köstlich. Werden Sie der Lauferei ab und an untreu. Krafttraining, Yoga, Gymnastik, Schwimmen bringen Spaß im Leben. So stärken Sie andere, neue Muskeln, die beim Laufen nicht gefordert werden.  Läufermuskeln werden zu stark Ungleichgewichte im Muskelkorsett entstehen. Die Folgen kennen Sie ... Probleme mit Gelenken, Sehnen und Bändern. All das muss nicht sein. Also ein wenig Abwechslung, andere Menschen, andere Sportarten, wirken Wunder für die Laufmotivation und die Laufmuskeln.

Weniger schnelle Einheiten

Laufen Sie lieber locker und länger als schnell und kurz. Und wenn es mal wieder schnell sein muss, dann mit ein wenig Vorsicht und viel Körpergefühl.

Nicht verbissen laufen

Ein Wettkampf ist für Sie ein Fest, das Ihr Leben würzt? Gut so. Aber messen Sie sich nicht an Ihren alten Bestzeiten. Da gibt’s doch jetzt den Schorsch, den Sie in der AK (Altersklasse) schlagen können. Macht viel mehr Spaß. Spielen Sie Ihre Trainingjahre, Ihre Wettkampferfahrung aus. Und nicht nur ein paar Jungspunden können Sie bestimmt auch noch zeigen was eine Harke ist.
Also setzen Sie Ihr kühles Köpfchen ein, anstatt mit hochroter Rübe durch die Wand zu rennen.

Vorsicht nach langen Pausen

Sie wollen nach einer langen sportlichen Pause wieder einsteigen? Dann gucken Sie erstmal beim Arzt (bitte, bitte: bei einem, der selber läuft...) vorbei und lassen Sie sich durchchecken. Gehen Sie nicht gleich in die Vollen auch wenn Sie vor Motivation und Tatendrang platzen. Steigern Sie Ihren Trainingsumfang langsam und lassen Sie Ihre alten (Best)Zeiten doch einfach stehen! Weshalb Träume zerstören?

Mehr Pausen

Gönnen Sie sich längere Ruhephasen. Das kann ein zusätzlicher Ruhetag oder können auch vermehrte langsame Regenerationsläufe oder (ein Hoch auf Luis Trenker) auch mal Wanderungen sein.

Hitze und Kälte

Altersläufervertragen Hitze oft viel besser als jüngere Läufer. Das Gegenteil ist auch richtig. Also ziehen Sie sich bei Kälte noch eine zweite Hose und einen dicken Faserpelz drüber.

Spaß am Laufen

Laufen macht so vielleicht zum ersten Mal Spaß. Müh und Plag beim Laufen? Muss nicht sein. Ist Leistungssport. Ist Ehrgeiz pur. Ist ungesund. Naja, also gut: so zweimal pro Jahr dürfen auch Sie über die Stränge schlagen.

Laufen Sie für sich. Genießen Sie. Träumen Sie...

Ihre Holle Bartosch
HBartosch@strunz.com