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Hohe Cortisolspiegel für kurze Zeit stärken das Immunsystem
Anders als oft behauptet, senkt Sport nicht den Spiegel des Stresshormons Cortisol, sondern erhöht ihn – allerdings nur für kurze Zeit. Ein kurzzeitiger Cortisol-Anstieg hat jedoch eine ganz andere Wirkung als ein dauerhaft erhöhter Cortisol-Spiegel – insbesondere auf das Immunsystem.
Dass der Cortisolspiegel beim Sport ansteigt, liegt an seiner Beteiligung an der Regulation der Energiebereitstellung. Cortisol lässt den Blutzuckerspiegel ansteigen, indem es insbesondere aus Laktat und Pyruvat Glukose bildet. Dieser Vorgang findet in der Leber statt. Der Zucker kann dann zur schnellen Energieversorgung in den Muskelzellen verwendet werden. Außerdem mobilisiert Cortisol Fettreserven, die ebenfalls zur Energieherstellung verwendet werden. Darüber hinaus unterstützt Cortisol das Stresshormon Adrenalin dabei, das Herz schneller schlagen zu lassen. Nach dem Training fällt der Cortisolspiegel rasch wieder ab. Ein solcher kurzfristiger Anstieg stärkt das Immunsystem. Bestimmte Immunzellen (z. B. neutrophile Granulozyten und natürliche Killerzellen) werden vermehrt ins Blut ausgeschwemmt. Dies stärkt das Immunsystem direkt nach der Belastung und Krankheitserreger werden besser und schneller unschädlich gemacht. Auch chronische Entzündungen werden dadurch reduziert. Durch das Training werden zudem vermehrt entzündungshemmende Botenstoffe freigesetzt. Dies hat ebenfalls einen positiven Effekt auf das Immunsystem.
Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel, wie er bei chronischem Stress oder Schlafmangel auftritt, hat hingegen einen negativen Effekt auf das Immunsystem: Es werden weniger weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) gebildet, wodurch die Abwehr geschwächt wird. Außerdem werden weniger Zytokine gebildet, die jedoch für die Aktivierung bestimmter Immunzellen (T-Lymphozyten) benötigt werden. Das Immunsystem erkennt Krankheitserreger dann nicht mehr so schnell und so gut. Dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel führen auch zu einer Hemmung der natürlichen Killerzellen, die wichtig für die Abwehr von Viren und die Beseitigung von Krebszellen sind. Daher erhöht Dauerstress das Krebsrisiko, schwächt das Immunsystem und kann zu chronischen Entzündungen führen.
Ein chronisch hoher Cortisolspiegel „verschleißt“ das Immunsystem im Wesentlichen, während akute, kurzfristige Spitzen als positiver Reiz wirken.
Bei einem Übertraining schlägt das System jedoch ins Gegenteil um. Fehlen ausreichende Erholungs- und Regenerationszeiten oder ist das Training zu intensiv, bleibt das Cortisol zu lange erhöht. Das kann das Immunsystem schwächen. Die Infektanfälligkeit, insbesondere für Atemwegsinfekte, ist eine bis neun Stunden nach dem Training erhöht.
Quelle: Karacabey K, Saygin O, Ozmerdivenli R, Zorba E, Godekmerdan A, Bulut V. The effects of exercise on the immune system and stress hormones in sportswomen. Neuro Endocrinol Lett. 2005;26(4):361-366.
Über die Autorin:
"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.
Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:
„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"