Dank Prof. Ben Bikman bin ich zu dieser interessanten Studie über die Folgen von Inaktivität gekommen: Man hat in dieser Studie 20 gesunde, junge Männer mal neun Tage lang „nichts“ machen lassen. Da haben sich sicherlich schnell 20 Freiwillige finden lassen. Sie durften den ganzen Tag lang nur lesen oder TV schauen. Natürlich durften sie noch zum Essen bzw. auch den Gang zur Toilette selbstständig machen. Aber das Ziel war, dass sie neun Tage „faul auf der Haut“ liegen. Im Anschluss hat man die Teilnehmer vier Wochen lang trainieren lassen, um zu schauen, wie schnell man den Effekt des Nichtbewegens kompensieren kann.

Das generelle Ziel war, den Effekt auf Diabetes Typ-2 zu evaluieren. Inzwischen wissen wir, dass sich Blutfette z.B. durch die Umstellung auf eine genetisch korrekte Ernährung binnen weniger Tage dramatisch ändern. Auch das Mikrobiom ändert sich mit jeder Mahlzeit. Daher überrascht uns das Ergebnis nicht zu sehr. Oder doch?



In der Tabelle sieht man unten die dramatische Verschlechterung hinsichtlich der Insulinsensitivität, also wie gut Ihr Körper auf Insulin reagiert. Diese beiden Werte (Nüchterninsulin und C-Peptide) hatten sich binnen neun Tagen stark verschlechtert. In der Studie wurde zudem festgestellt, dass sich dieser eigentlich relativ harmlose Eingriff in das Leben der jungen Männer auf ca. 4500 Genausprägungen ausgewirkt hatte. Einige Genausprägungen, die mit Diabetes Typ-2 in Verbindung stehen, wurden in der Studie genauer betrachtet, vor allem im Hinblick auf die vier Wochen „Ausgleich“ nach der Zeit des Nichtstuns. Das Erstaunliche ist: Selbst nach vier Wochen Training wurde der gesündere Zustand von vor dem Nichtbewegen nicht erreicht:



Im Bild sieht man, dass die mRNA-Bildung von RRAD selbst nach dem Training immer noch erhöht und nicht wieder auf dem Ausgangswert angekommen war.

Was lehrt uns diese Studie?

Ich versuche ja immer, alle „Probleme“ mit der ganzheitlichen Herangehensweise zu betrachten. Und da steht unsere Herkunft, unser „Menschwerden“ im Vordergrund. Wir sind keine Wesen, die den ganzen Tag faul auf der Haut liegen.

Auf der anderen Seite sind wir auch keine Wesen, die 40, 60 oder gar mehr Stunden in der Woche arbeiten sollten. Beobachtungen an den wenigen, noch halbwegs authentisch lebenden Völkern zeigen: Wir „arbeiten“ normalerweise ca. 25 Stunden die Woche. Doch das ist ein anderes Thema, permanenter Stress ohne Zeiten der Erholung.

Eins machten wir jedoch tagein und tagaus: Wir bewegten uns jeden Tag, um zu jagen und zu sammeln. Darüber hinaus sind viele von uns immens neugierig, so dass man auch immer gern wissen möchte: Was ist hinter diesem Wald...oder hinter diesem Berg. Von diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass im Körper sehr viele Dinge aus dem Ruder laufen, wenn wir uns nicht bewegen und Dinge essen, die uns krank machen.

Quelle: Insulin resistance induced by physical inactivity is associated with multiple transcriptional changes in skeletal muscle in young men, A. C. Alibegovic et al., 2010, DOI: 10.1152/ajpendo.00590.2009


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”