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Mit Niacin gegen Fettleber
Die Beweise verdichten sich: Eiweiß und Vitamine sind wichtiger für die körpereigene Selbstreparatur, als man uns bislang glauben machte...Heute: Die Volkskrankheit (nicht-alkoholische) Fettleber, was an ihrer Entstehung beteiligt ist und was womöglich gegen die zunehmende Verfettung unseres zentralen Stoffwechselorgans hilft.
Dazu hat eine Forschergruppe um Professor Yo Han Lee vom Ulsan National Institute of Technology in Korea jüngst eine Tierstudie im Fachjournal „Metabolism Clinical and Experiment“ publiziert. In Gewebeproben von Fettleber-Patienten sowie in Mäuse-Versuchen hatten die Wissenschaftler ein Gen, genauer gesagt, ein RNA-Molekül (miRNA-93), identifiziert, das bei der Entstehung einer Fettleber hochreguliert ist. War diese Micro-RNA bei den Mäusen kaum oder nicht aktiv, verbesserten sich die Fettsäureoxidation (=Fettverbrennung) und die übermäßige Cholesterin-Biosynthese. Übersetzt: Die verfettete Leber speckte ab.
Die Arbeitsgruppe suchte also nach Möglichkeiten, diese offenbar fatale Aktivität von miRNA-93 zu unterbinden – und entdeckte bei ihren Versuchen, unter den FDA-zugelassenen Medikamenten einen Hemmstoff für das überaktive Micro-RNA-Molekül und somit eine „Bremse“ für das Fettwachstum in der Leber zu finden, Niacin (Vitamin B3)! Bekannt ist, dass das B-Vitamin eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Fettsäure-und Cholesterinstoffwechsels sowie bei der Fettverbrennung übernimmt.
Ergebnis nach einer fünfwöchigen Niacin-Supplementierung für die Fettleber-Mäuse: Das Vitamin konnte bei einem Teil der Mäuse die Leberverfettung reduzieren und den Fettstoffwechsel verbessern, nicht jedoch bei den Tieren mit stark erhöhter miRNA-93-Aktivität. Die Arbeitsgruppe plant jetzt weitere Forschungen zum Thema.
Von Mäusen zu den Menschen mit nicht-alkoholischer Fettleber – was bringt eine Niacin-reiche Ernährung in Sachen Gesundheit und vorzeitiges Sterblichkeitsrisiko? Das untersuchte kürzlich eine chinesische Arbeitsgruppe um Jie Pan von der Sun-Yat-sen-Universität in Guangzhou. Für ihre Arbeit in „JAMA Network Open“ griffen die Forscher auf Daten des US-amerikanischen „National Health and Nutrition Examination Survey“ zurück und bezogen die Werte von 4.315 Fettleber-Patienten in ihre Analyse ein.
Resultat: Im Vergleich zu Patienten, die nur wenig Niacin (18,4 Milligramm pro Tag oder weniger über die Ernährung zu sich nahmen, hatten die Teilnehmer mit dem höchsten täglichen Niacin-Verzehr (26,7 Milligramm oder mehr) ein bis zu 35 Prozent verringertes Sterblichkeitsrisiko, unter anderem durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mehr schützt also mehr...
Wusste doch schon der griechische Arzt Hippokrates (460-370 v. Chr.): Lass die Nahrung deine Medizin sein! Niacin-reiche Lebensmittel sind z.B. Fleisch, Geflügel, Thunfisch, Lachs, Eier oder Erdnüsse. PS: Die Leber kann das Vitamin auch selbst herstellen – wenn sie genügend von der essentiellen Aminosäure Tryptophan (steckt z.B. in Parmesan, Hähnchen) bekommt…
Quellen:
Hepatic miR-93 promotes the pathogenesis of metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease by suppressing SIRT1
Lee, Yo Han et al.: Metabolism - Clinical and Experimental, Volume 169, 156266
https://www.metabolismjournal.com/article/S0026-0495(25)00135-0/abstract
Pan J, Zhou Y, Pang N, Yang L. Dietary Niacin Intake and Mortality Among Individuals With Nonalcoholic Fatty Liver Disease. JAMA Netw Open. 2024;7(2):e2354277. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.54277
Über die Autorin:
Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.
Das sagt sie über ihre Tätigkeit:
„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“
