Viele Menschen denken bei Verhaltenstherapie sofort an Depressionen, Ängste oder schwere Krisen. Doch tatsächlich wäre sie für fast jeden von uns ein Gewinn. Denn wir alle haben unbewusste Muster. Wir prokrastinieren, vermeiden Konfrontationen, reagieren auf manche Situationen mit übermäßigem Stress oder stolpern immer wieder in die gleichen Beziehungsprobleme. All das läuft nicht „frei gewählt“, sondern programmiert ab. Wie ein altes Softwareprogramm, das nie aktualisiert wurde. Verhaltenstherapie ist so etwas wie ein Update fürs Gehirn, fürs Verhalten und auch für die Emotionen.

Eine Verhaltenstherapie setzt im Hier und Jetzt an

In der Verhaltenstherapie geht es nicht um endlose Gespräche über die Vergangenheit, sondern um konkrete Strategien im Hier und Jetzt. Man lernt, automatische Gedanken zu erkennen und zu hinterfragen, neue Verhaltensweisen auszuprobieren und so Schritt für Schritt Muster zu durchbrechen. Kleine Hausaufgaben können dazu gehören, wie das Schreiben eines Verhaltenstagebuchs, Übungen im Alltag, bewusstes Einüben neuer Reaktionen.

Ein erstaunliches Forschungsergebnis

Eine Studie zeigt, dass schon nach acht Wochen Verhaltenstherapie die graue Substanz im Gehirn von Menschen mit Depression messbar zunimmt. Besonders in Regionen, die für Emotionskontrolle zuständig sind. Therapie baut tatsächlich Hirn auf! Während Depressionen und Stress oft mit einem Abbau dieser Strukturen einhergehen, dreht Verhaltenstherapie den Prozess um.

Was ist die graue Substanz überhaupt?

Die graue Substanz besteht aus den Zellkörpern der Nervenzellen. Hier wird gedacht, gefühlt und verknüpft. Wenn sie zunimmt, heißt das nicht, dass neue Nervenzellen entstehen, sondern dass die bestehenden besser zusammenarbeiten. Sie bilden zusätzliche Synapsen (Kontaktstellen zwischen Nervenzellen) und lassen ihre Dendriten (feine Verästelungen der Nervenzellen) weiterwachsen. So steigt die Verarbeitungskapazität, das Gehirn wird flexibler, vernetzter und leistungsfähiger.

Mehr graue Substanz macht uns emotional stabil

Wenn die graue Substanz in den für die Emotionskontrolle zuständigen Bereichen zunimmt, werden Gefühle besser reguliert, negative Gedanken verlieren an Dominanz und positive Emotionen können wieder durchdringen. Menschen fühlen sich weniger ausgeliefert und haben das Gefühl, mehr Kontrolle über ihr inneres Erleben zu haben. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf Depressionen aus, sondern verbessert auch ganz alltägliche Lebensbereiche, vom Umgang mit Stress bis zur Kommunikation in der Partnerschaft.


Quelle: Zwiky E, Borgers T, Klug M, et al. Limbic gray matter increases in response to cognitive-behavioral therapy in major depressive disorder. Transl Psychiatry. 2025;15(1):301. Published 2025 Aug 27. doi:10.1038/s41398-025-03545-7



Über die Autorin:


"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.

Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:

„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Dr. Kristina Jacoby.