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Wie Mitochondrien Entzündungen steuern – das unterschätzte Potenzial unserer Zellkraftwerke
Es gibt Neues aus der Welt der Mitochondrienforschung!
Mitochondrien sind den meisten Menschen vor allem als „Kraftwerke der Zellen“ bekannt. Sie produzieren den lebensnotwendigen Energieträger Adenosintriphosphat (ATP) und sind damit essenziell für jede Körperzelle. Doch vor Kurzem rückte eine weitere, viel bedeutendere Rolle der Mitochondrien in den Fokus der Wissenschaft: ihre zentrale Funktion in der Regulation von Entzündungen. Diese neue Sichtweise auf Mitochondrien könnte unser Verständnis von chronischen Erkrankungen grundlegend verändern.
Neben der Energieproduktion sind Mitochondrien auch an der Steuerung des Zellstoffwechsels, der Apoptose (Zelltod), der Kalziumspeicherung und vor allem der Immunantwort beteiligt. Bei einer Infektion oder Zellschädigung reagieren Mitochondrien nicht nur passiv, sondern aktiv – sie senden Signale, die das Immunsystem in Gang setzen.
Entscheidend dafür ist ihre Fähigkeit, sogenannte mitochondriale Gefahrenmuster (DAMPs – danger-associated molecular patterns) freizusetzen. Diese molekularen Signale – wie mitochondriales DNA (mtDNA), ROS (reaktive Sauerstoffspezies) oder bestimmte Peptide – werden von Immunzellen erkannt und lösen eine entzündliche Reaktion aus.
Bei gesunden Zellen sind diese Prozesse fein austariert. Doch bei mitochondrialer Dysfunktion – etwa durch Alter, Umweltgifte, Stress oder Fehlernährung – geraten diese Signale außer Kontrolle. Mitochondrien produzieren dann übermäßig viele ROS oder setzen fragmentierte mtDNA frei, was das Immunsystem dauerhaft aktiviert.
Chronische Entzündungen, wie sie bei Erkrankungen wie Alzheimer, rheumatoider Arthritis, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar Depressionen vorkommen, stehen häufig in Zusammenhang mit gestörten mitochondrialen Prozessen. Die Mitochondrien werden somit zu Entzündungsverstärkern statt diese zu regulieren.
Ein besonders gut untersuchter Mechanismus ist die Beteiligung der Mitochondrien am sogenannten NLRP3-Inflammasom. Dabei handelt es sich um einen Proteinkomplex in Immunzellen, der Entzündungsbotenstoffe wie Interleukin-1β freisetzt. Er fungiert wie ein Sensor, wenn die Mitochondrien ihre ATP-Produktion einstellen. Mitochondriale Signale wie mtDNA und ROS können diesen Komplex aktivieren – ein Vorgang, der zur Eskalation chronischer Entzündungsprozesse führen kann.
Mitochondrien „entscheiden“, ob eine geschädigte Zelle in den geregelten normalen Zelltod geht (Apoptose) oder entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzt.
Die Erkenntnis, dass Mitochondrien zentrale Regulatoren der Immunantwort sind, öffnet neue Türen für die Medizin. Zukünftige Therapien, die auf eine Stabilisierung oder Optimierung der mitochondrialen Funktion abzielen, gelten als vielversprechender Ansatz gegen chronische Entzündungen. „In Zukunft könnten Medikamente gezielt darauf abzielen, die Mitochondrien oder die Aktivierung von NLRP3 zu beeinflussen, um Entzündungen besser zu kontrollieren und einerseits Schäden an gesundem Gewebe zu vermeiden, andererseits die Infektabwehr oder die Abstoßung von Krebs durch das Immunsystem zu fördern.“ Meint Prof. Dr. Olaf Groß, Forscher an der Uni Freiburg.
Doch solche „Medikamente“ stehen uns bereits zur Verfügung – in Form natürlicher und therapeutischer Ansätze, die mitochondrial wirksam sind und das NLRP3-System beeinflussen können. Dazu zählen unter anderem:
- Gezielte Ernährung mit antioxidativen Wirkstoffen, z. B. Coenzym Q10, Curcumin oder Omega-3-Fettsäuren
- Zelluläres Training durch (intermittierendes) Fasten, Kälteanwendungen oder Hypoxie
- Regelmäßige körperliche Aktivität, die nachweislich die mitochondriale Biogenese anregt
Diese Ansätze eröffnen vielversprechende Wege, das Immunsystem zu regulieren – ganz ohne synthetische Medikamente, sondern durch Lebensstilinterventionen, die bereits heute verfügbar sind.
Mitochondrien sind nicht nur die Kraftwerke unserer Zellen, sondern auch hochsensible Sensoren und Regulatoren der Immunantwort. Eine Störung ihrer Funktion kann stille Entzündungen befeuern und zu chronischen Erkrankungen führen. Umgekehrt bieten gezielte mitochondriale Therapien neue Wege, entzündliche Prozesse an der Wurzel zu packen.
Wer Gesundheit langfristig denkt, kommt an der Pflege seiner Mitochondrien nicht vorbei.
Quellen:
https://nachrichten.idw-online.de/2024/11/26/zellkraftwerke-steuern-entzuendungen
Saller BS, Wöhrle S, et al.: Acute suppression of mitochondrial ATP production prevents apoptosis and provides an essential signal for NLRP3 inflammasome activation. Immunity. 2025 Jan 14;58(1):90-107.e11. doi: 10.1016/j.immuni.2024.10.012. Epub 2024 Nov 20. PMID: 39571574.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.