Fast jeder ist gestresst. Doch Stress ist ein äußerst unangenehmes Gefühl. Dauerstress ist anstrengend und kann sogar krank machen. Viele Menschen sind der Meinung, dass ihre äußeren Umstände für ihren Stress verantwortlich sind und sie diesem ziemlich machtlos ausgeliefert sind. Studien zu Meditation und Achtsamkeit kommen jedoch zu anderen Ergebnissen.

Stress ist eine automatische, ungesunde Reaktion auf eine Situation. Man kann sich dieser Reaktionen bewusst werden und sie ändern. Dadurch nimmt der Stress ab und kann bei viel Übung sogar ganz verschwinden.

Bereits als Säugling und im Mutterleib lernen wir, auf bestimmte Situationen zu reagieren, oder wir übernehmen die Stimmungen unserer Eltern oder anderer Bezugspersonen. Deren Reaktionen sind jedoch nicht immer gesund oder ideal. Treten im Erwachsenenleben ähnliche Situationen auf, reagieren wir wieder auf die gleiche Weise, ohne dass uns das bewusst ist. Viele dieser automatischen Reaktionen sind von Angst geprägt. Angst, etwas nicht gut genug zu machen, Angst, zu spät zu kommen oder für Aufgaben zu lange zu brauchen, Angst, etwas zu verlieren oder Angst, sich zu blamieren, ist purer Stress.

Durch Achtsamkeitsmeditationen lernt man, Situationen und die eigenen Gefühle wertfrei zu beobachten und zu akzeptieren.

Wenn man lernt, Situationen und die eigenen Gefühle wertfrei zu beobachten und zu akzeptieren, werden einem die automatischen Muster immer deutlicher. Gerät man beispielsweise unter Zeitdruck und bekommt Angst, Arbeitskollegen zu enttäuschen, weil man seine Aufgaben nicht nach Zeitplan erledigt hat, nimmt man zunächst den Zeitdruck und die Angst wahr. Wenn man in der Lage ist, die Angst zu beobachten, sich aber nicht von ihr steuern zu lassen, ist schon sehr viel gewonnen. Das Denken bleibt klar, was bei Angst sonst meistens nicht der Fall ist. Mit etwas innerem Abstand kann man auch überlegen, was wirklich Schlimmes passieren würde, wenn man seine Aufgabe nicht zum vereinbarten Zeitpunkt erledigt bekommt. Meistens passiert nämlich gar nicht viel. Die Arbeitskollegen sind vielleicht enttäuscht oder genervt, aber mit Achtsamkeitsübungen macht einem das nichts aus. Man ist in der Lage, die Situation zu beobachten, und akzeptiert die negativen Gefühle des Kollegen oder der Kollegin. Selbst die Möglichkeit, einen Job oder Auftrag aufgrund der Nichteinhaltung des Zeitplans potenziell zu verlieren, macht einer Person, die sehr in Achtsamkeitsmeditation geübt ist, nichts aus.

Das liest sich jetzt vielleicht so, als ob Menschen, die in Achtsamkeitsmeditation geübt sind, alles egal ist. Das ist jedoch nicht der Fall. Vielen ist das Wohlergehen anderer Menschen sehr wichtig, und sie bemühen sich sehr, ihre Aufgaben gut zu erledigen. Sie reagieren nur nicht mit ungesunden, automatischen Mustern, die zu Stress führen. Stattdessen tun sie, was zu tun ist, und können Probleme klar erkennen und kommunizieren.

Eine Studie zeigt deutlich, dass Achtsamkeitsmeditation Stress reduziert – sogar bereits nach acht Wochen.

In einer randomisierten, achtwöchigen Studie wurden gestresste Erwachsene auf drei Gruppen verteilt: Die Teilnehmer der ersten Gruppe erlernten das Beobachten und Akzeptieren der Situation und ihrer Gefühle, die Teilnehmer der zweiten Gruppe nur das Beobachten. Die Teilnehmer der dritten Gruppe erlernten weder das Beobachten noch das Akzeptieren.

Die Teilnehmer der ersten Gruppe, die das Beobachten und Akzeptieren von Situationen und Gefühlen lernten, zeigten im Alltag deutlich weniger Stress und berichteten nach dem Training weniger häufig von Stressmomenten als die Teilnehmer der beiden anderen Gruppen.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass das Training der Annahmehaltung – also das bewusste Nichtbewerten und Akzeptieren einer Situation sowie der eigenen Emotionen – ein entscheidender Wirkmechanismus der Achtsamkeit ist, der zur Stressresilienz beiträgt.


Quelle: Chin B, Lindsay EK, Greco CM, et al. Psychological mechanisms driving stress resilience in mindfulness training: A randomized controlled trial. Health Psychol. 2019;38(8):759-768. doi:10.1037/hea0000763


Über die Autorin:


"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.

Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:

„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Dr. Kristina Jacoby.