Der Ärger mit den Vitaminen begann 1993. Als erstmal gezeigt wurde, dass Vitamin E buchstäblich Millionen von Menschen das Leben rettet.

Weshalb dann Ärger? Ja, weil diesen Anspruch ja die Pharmaindustrie erhebt. Es ging hier nämlich um die häufigste Todesursache, den Herzinfarkt. Und daran werden Milliarden verdient. Und jetzt kommt so eine kleine, billige Vitaminpille daher… Erinnern Sie sich?

  • Das New England Journal of Medicine veröffentlichte in der Ausgabe vom 20.05.1993 zwei Artikel, die zeigten, dass Personen, die Vit E einnehmen, annähernd 40 % weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen. Knapp 40 000 Männer und 87 000 Frauen nahmen an diesen Studien teil.
  • 1996 zeigte eine placebo-kontrollierte Doppelblindstudie an 2002 Patienten mit verstopften Arterien ein um 77 % verringertes Risiko für einen Herzinfarkt, wenn Vit E (400 bis 800 i.E.) eingenommen wurden (Lancet, Mar 23, 1996; 347: 781).

Ein Vitamin verhindert zu 77 % den Herzinfarkt bei herzkranken Patienten? Bei denen per Herzkatheder ja die verstopften Herzkranzgefäße nachgewiesen waren? Ein Vitamin? Nicht ein Statin?

Das war’s dann: In dem Moment begann der Kampf. Begann die Pharmaindustrie sich zu wehren. Sie wissen schon: Vitamine sind überflüssig oder sogar tödlich.

Merkwürdig. Fragen Sie doch einmal einen Kinderarzt. Früh geborene Kinder liegen im Sauerstoffzelt. Sauerstoff schadet deren Augen, die können blind werden. Also verabreicht man den Frühgeborenen 100 mg Vit E pro kg KG. Entspricht 7000 i. E. beim Erwachsenen. Diese Vit E Dosis hat bei Frühgeborenen nie schädliche Nebenwirkungen gehabt (New Engl J Med 1981, Dec 3;305(23:1365).

Merkwürdig. Nun ja, gesunder Menschenverstand. Vitamin E ist massiv in Weizenkeimöl enthalten. Weizenkeimöl tötet? Ach, lieber SPIEGEL.