Spätestens wenn die Kniegelenke schmerzen, knacken und knirschen und der Arzt kundig die Diagnose „Arthrose“ gestellt hat, sollte man sich schleunigst überlegen, was man dagegen tun kann. Dauerhaft Pillen schlucken? Da meldet schon mal gleich der Magen Protest an. Bewegen? Gute Idee. Aber wie? Und was bekommt den leidenden Gelenken besser, gezieltes Muskelaufbau-Training oder Yoga-Asanas?

Diese Frage stellte sich auch ein australisch-chinesisches Forscher-Team. In einer 24-wöchigen randomisierten klinischen Studie mit 117 meist weiblichen (72 Prozent) Probanden, die 40 Jahre und älter waren und an mittelschwerer Knie-Arthrose litten, untersuchten sie, wie gut Yoga im Vergleich zu gezieltem Muskeltraining Schmerzen, Gelenkfunktion und -steifigkeit verbessern kann.

Dafür wurden die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip der Yoga- oder der Muskelaufbau-Gruppe zugeteilt. In der ersten Studienhälfte nahmen beide Gruppen jeweils unter Anleitung eines Trainers an drei einstündigen Trainings-Einheiten teil; eine davon erfolgte zuhause. In der zweiten Hälfte trainierten beide Gruppen jeweils drei mal eine Stunde zuhause ohne Anleitung durch einen Trainer. Das Yoga-Programm umfasste unter anderem Atem-und Dehnübungen, Gleichgewichts-Posen und Asanas wie den „Sonnengruß“.

Interessantes Ergebnis: Für beide Gruppen wurde nach 24 Wochen eine klinisch relevante Schmerzlinderung verzeichnet. Das Yoga-Training war diesbezüglich dem Muskelaufbau sogar leicht (aber nicht signifikant) überlegen – unter den Teilnehmern der Asana-Gruppe fanden sich allerdings im Vergleich zur Muskelaufbau-Gruppe mehr unerwünschte Ereignisse (Adverse Events), die die Probanden mindestens zwei Tage lang beeinträchtigte. Dazu zählten etwa stärkere Knie-und Hüftschmerzen oder Verletzungen (z.B. durch Sturz), die aber von den Forschern als nicht schwerwiegend eingestuft wurden.

Dennoch kamen die Studienautoren zu dem Schluss, dass Yoga zur Behandlung von Kniearthrose ebenso gut geeignet ist wie Muskeltraining und als alternative oder ergänzende Bewegungstherapie durchaus helfen kann, die Beschwerden bei Kniearthrose zu verringern.

PS: Wie Sie sonst noch Ihren Knien helfen können und was Sie über Röntgenbilder wissen sollten, lesen Sie auch hier: https://www.strunz.ch/kniearthrose-neugierig.html


Quellen:
Palmer AJ, Blizzard L, Inglis A, Drummen SJJ, Jones G, Bennell KL, Antony B. Yoga or Strengthening Exercise for Knee Osteoarthritis: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2025 Apr 1;8(4):e253698. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.3698. PMID: 40198073; PMCID: PMC11979726.



Über die Autorin:


Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.

Das sagt sie über ihre Tätigkeit:

„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Marion Meiners.