Sie haben sich Ihren Trainingspuls nach einer der vielen Pulsformeln ausgerechnet. Sie laufen bei diesem Puls ziemlich langsam. Zu langsam für Ihren Geschmack? Denn Sie fühlen sich 15 Pulsschläge über dem errechneten Puls super wohl. Sie haben Lust auf meeeehr. Doch Sie haben gelesen: Über dem errechneten Grenzpuls sollten man nicht laufen. Das ist ungesund .... Doch Vorsicht. Irrtum!

Die Pulsberechnungen auf dem weißen Papier passen leider oft nicht für die Praxis an der frischen Luft ... Ihr Puls ist nur errechnet ... und nicht aus der Belastung heraus gemessen und mit anderen Parametern (wie z.B. dem Laktat) in Zusammenhang gebracht worden. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte diese Faustformeln, die ich in vielen Büchern stehen, nicht etwa schlecht machen, sie dienen lediglich einer groben Vororientierung.

Die meisten Faustformeln orientieren sich am Maximalpuls. Den Sie folgendermaßen errechnen können:
Maximalpuls für Männer: 220 – Lebensalter
Maximalpuls für Frauen: 226 – Lebensalter
Dann wird von dem Maximalpuls ein bestimmter Prozentsatz (meist 70 – 80% des Maximalpulses) genommen, der dann als obere Grenze für den "grünen Bereich" oder "aeroben Bereich" gilt.

Ich selbst bin das beste Beispiel für eine starke Abweichung von den "Pulsformeln". Mein Maximalpuls sollte nach einer Lebensalterformel: 226 minus 35 Jahre nur 191 sein. In Wirklichkeit erreiche ich aber 210, also 19 Schläge höher! Also liegt mein realer Grenzpuls wesentlich höher als mein errechneter.

Nun gilt es herauszufinden ob Sie auch, so wie ich zu den extremen Abweichlern gehören. Wenn Sie sich bei Ihrem errechneten Puls noch nicht "ausgelastet" fühlen (also sich mühelos und locker unterhalten können) liegt der Verdacht nahe, dass Sie, so wie ich, nach oben abweichen. Das ist kein Problem. Sie müssen nicht irritiert sein, wenn andere Gleichaltrige niedrigere Pulswerte haben. Die "Taktung" ihres Herz-Motors ist halt genetisch etwas höher getunt. Das ist auch nicht umtrainierbar. Das Herz wird zwar durch Training größer und leistungsfähiger, aber das bemerken Sie mehr beim morgendlichen Ruhepuls, der im Laufe des Ausdauertrainings immer niedriger wird.
Der Maximalpuls bleibt gleich. Der Maximalpuls sinkt lediglich altersbedingt grob einen Schlag pro Jahr ab.
Sie wollen auf Nummer sicher gehen? Dann könnten Sie das Ganze noch überprüfen, indem Sie eine Leistungsdiagnostik mit Laktatmessung in einem Sportmedizinischen Institut durchführen lassen.

Unabhängig von allen Formeln sagt Ihnen Ihr Körpergefühl ebenfalls, wann Sie sich richtig belasten: Sie sind im "grünen Bereich", wenn Sie sich theoretisch noch prima unterhalten könnten und Ihre Atmung nicht hastig oder unangenehm spürbar wird.

Falls Sie Fragen haben, stehe ich gerne zur Verfügung ...

Ihre Holle Bartosch
HBartosch@strunz.com