Eine gänzlich neue Lebensidee. Für uns Menschlein. Wird uns von der Natur tagtäglich vorgelebt. Dummerweise haben wir das Hingucken verlernt.


Hatte ich Ihnen einmal am Beispiel Schmetterling verdeutlicht: Sie sehen vor sich auf der Blüte einen Zitronenfalter. Irrtum. Sehen Sie nicht. Kaum fällt Ihr Blick auf den Falter, schaltet Ihr Gehirn dann im Bruchteil einer Sekunde um auf Ihr BILD vom Zitronenfalter.


Ihnen aus dem Naturkundebuch vertraut. Ah ja, denkt Ihr Gehirn. Zitronenfalter. Und Sie bemerken gar nicht, dass das lebende Exemplar vor Ihnen ein bisschen anders aussieht, sich bewegt, sich am Leben freut …. Wir gucken einfach nicht mehr hin.


Wissen Sie, wer noch guckt? Menschen, die sich tagtäglich in der Natur aufhalten. Privilegiert. Förster sind solche wachen Menschen. Und solch ein Förster schrieb mir einmal:


„ICH HABE NOCH NIE GELESEN ODER SELBER GESEHEN, DASS EIN URALTES REH IM WALD LANGSAMER FLÜCHTET ALS EIN JUNGES, NIEMAND WÜRDE DANACH DAS ALTER EINES REHES BESTIMMEN WOLLEN. BEI ANDEREN TIEREN IST ES GENAUSO.“


Zitat eines Försters. Wissen Sie, was der da sieht (weil er die Augen offen hält)? Der sieht, dass ein „uraltes“ Reh genauso schnell ist, die gleichen Reflexe, die gleiche Ausdauer, die gleiche Lebenslust hat wie ein junges. Steht das in Ihrem Naturkundebuch?

Tatsächlich hat das ältere Reh noch mehr Kraft, noch mehr Ausdauer, als das junge. Die Lebenskurve der Rehe verläuft nicht nur waagrecht, sondern steigt sogar leicht an bis kurz vor dem Tod. Und dann geht´s steil bergab.

Zweites Beispiel. Unvergessen Prof. Pette, Konstanz, Biochemiker, der in einer kleinen Monographie bis ins Detail beweist, dass


„… DIE 80-JÄHRIGE MUSKELZELLE EXAKT SO TRAINIERBAR IST WIE DIE 20-JÄHRIGE.“


Eine uralte Muskelzelle weiß also gar nicht, dass sie 80 ist. Die ist einfach. In der Zelle ist altern sozusagen aufgehoben …

Unvergessen auch Prof. Eysel, Uni Bochum, ein Physiologe, der entdeckt und bewiesen hat, dass


„… DAS MENSCHLICHE GEHIRN DEN ALTERUNGSPROZESS NICHT NUR STOPPEN, SONDERN GAR UMDREHEN KANN.“


Im Klartext: Das neuronale Netz, also unsere Denk- und Lernfähigkeit, von der wir (oft zurecht) annehmen, dass sie ab 30 ständig abnimmt, kann mit wachsendem Alter sogar zunehmen. Das neuronale Netz kann wachsen. Unerhörter Gedanke. Und dass dies sogar für Gehirnzellen selbst (also nicht nur die Verbindungen) stimmt, ist eine der neueren Entdeckungen der Hirn-Physiologie. Die ja lange Zeit, genauer seit einem Neurologie-Nobelpreisträger 1928 vom Gegenteil felsenfest überzeugt war.

Felsenfest in uns einzementiert ist tatsächlich, dass der Mensch – ab 30 – altert, altern muss und dabei schwächer wird, langsamer wird, gebrechlicher wird, verfällt. Das glauben wir trotz bekannter Gegenbeispiele deshalb, weil es für die Mehrheit der Menschen tatsächlich stimmt.

Heißt: Das ist zwar so, muss aber nicht so sein. Altern im Sinne von gebrechlich und anfällig werden … schlichter Unfug.