Hungern, wieso das? Wenn wir schon zu den Privilegierten dieser Welt gehören, die keinen Hunger leiden müssen… sollten wir doch stolz und froh sein. Essen zu können. Reichlich. Oft genug übermäßig.

Dummerweise kommen jetzt wieder diese oft so lästigen Wissenschaftler. Die sich weltweit in einem Punkt einig sind: Die einfachste und wirksamste Methode, forever young zu bleiben, also ein langes Leben mit optimaler Gesundheit, darüber hinaus sogar mögliche Lebensverlängerung zu erreichen, ist das


Hungern.


Wissenschaftlich ausgedrückt kalorische Restriktion. Dumm aber auch. Widerspricht so ganz unseren … Lustgefühlen. Also hat man nachgedacht. Wie könnte man Ihnen, den Menschen, besonders den Menschen, die unser Gesundheitssystem systematisch ruinieren, das Hungern schmackhaft machen?


  • Im Grunde genügt ja die Reduktion der Gesamtessensmenge um 25 – 50%, um maximal zu profitieren, um die Gesamtalterung des Organismus drastisch zu beeinflussen.
  • Freilich gilt gleichzeitig die Forderung, genügend der essentiellen Nährstoffe zu sich zu nehmen. Das scheint sich zu widersprechen.
  • Noch schlimmer: Starkes, tägliches Hungergefühl wird auch den Wohlmeinenden sehr rasch vom diesem hochwirksamen forever-young-Prinzip abhalten.

  • Gibt´s einen Ausweg? Bei Versuchstieren ist die Sache einfach: Die bekommen meist eine Standard-Kost (aus der Büchse, Pellets etc.). Dann wird einfach die Essensmenge um ein 1/3 gekürzt. Und genau bei Versuchstieren hat man ja dieses ganze Prinzip studiert und bewiesen. Beim Menschen? Tja: Da müsste ein solches Experiment ja 50, 60 Jahre dauern, oder?

    Alles Theorie. Gibt es praktische Ratschläge, Hungern verträglich zu machen? Lassen Sie uns kurz nachdenken:


    Es geht darum, Kalorien zu reduzieren bei dennoch nährstoffreicher (Vitamine und Co) Nahrung. Werden wir praktisch:


    • Klassische Sattmacher könnte man leicht reduzieren: übliche Verdächtige wären Süßigkeiten, Alkohol, Torten, aber auch Wurstwaren. Dazu „Sättigungsbeilagen“ (wie das schon klingt), nämlich Mehlspeisen, Kartoffelprodukte, Backwaren und nicht zuletzt Limonaden, Bier, Säfte.

    • Proteinreiche Lebensmittel. Kitzlig: Im Tierversuch bewiesen, dass auch die Protein-Einschränkung sehr wohl das Leben verlängert. Dennoch rate ich ab. Wissen Sie weshalb? Protein ist dummerweise entscheidend für das kompetente Immunsystem. Brauchen Sie zum Überleben auch im höchsten Alter. Und hier sollte man aufmerken: Langlebigkeitsstudien wurden an Tieren durchgeführt. Die wurden unter Laborbedingungen gehalten. Also geschützt, gewärmt, umkümmert. Da war wohl das Immunsystem weniger gefordert, weniger entscheidend. Mir scheint dieser Punkt ganz wichtig.

    • Und was sollte man außer proteinreichen Lebensmitteln zu sich nehmen? Alles, was unter die Rubrik „nährstoff- und ballaststoffreich“ fällt: also Gemüse, Salate, auch heimisches Obst. Angenehmer Nebeneffekt: füllt den Magen.

    FAZIT: Kalorische Restriktion, übersetzt Hungern, muss gar nicht wirkliches Hungern bedeuten. Der Magen kann trotzdem wohlig gefüllt sein. Das Prinzip kennen Sie ja schon von den Eiweiß-Shakes, die zunehmend auch in Kliniken eingesetzt werden.

    PS: Kennen Sie Nouvelle Cousine? Weg von der Masse der klassischen Sattmacher hin zu hochwertiger Nahrung wie Gemüse, Fisch, Fleisch, Pilze, Salat. Modernes Anti-Aging. Qualität vor Quantität.

    PS II: Nie vergessen: Der Körper ist ein adaptiver Mechanismus. Der passt sich auch an halb so viel Kalorien an. Ohne Hungergefühl. Hauptsache aber immer wieder: Achten Sie auf genügend essentielle Substanzen. Kann man zum Glück messen.

    Quelle: Schmitt-Homm, „Handbuch Anti-Aging“ 2017, Seite 522