Schon als 20-jähriger durfte ich dank Tantchen im Schwarzwald an wochenlangen Kursen über Tiefenpsychologie teilnehmen. Über viele Jahre. Geblieben ist mir als zentrale Frage:


Tiefenpsychologen, Psychiater beschäftigen sich mit der Vergangenheit. Mit Traumata. Ihre hohe Kunst besteht darin, festgefahrene Erinnerungen, Prägungen hochzuholen aus dem Unterbewusstsein, sie klar und deutlich darzustellen und … ja und? Was dann?


Wenn ich eine quälende Erinnerung immer und immer wieder hervorhole und bedenke, wird dieses Trauma sich doch wohl weiter verfestigen, immer schlimmer werden. Was hat das mit Heilung zu tun?


Heilung kann doch nur von glückhaften Vorstellungen in der Zukunft kommen. Zukunft? Mit der beschäftigt sich die Psychiatrie doch wohl eher nicht.


Um so erfreulicher ein kleiner Artikel von dem Psychiater und Theologen, Chefarzt Dr. Manfred Lütz. Dürfte Ihnen bekannt sein. Dem das im fortgeschrittenen (beruflichen) Alter offenbar auch aufgefallen ist und der in FOKUS 12/2023 (S. 73) den berühmten amerikanischen Psychotherapeuten Steve de Shazer zitiert. Mit der „vielleicht gescheitesten psychotherapeutischen Frage der vergangenen 50 Jahre“. Der Wunderfrage.


Welche sich, ei gucke da, mit der Zukunft beschäftigt. Das war schon alles. Die Frage lautet: Stellen Sie sich vor, in der Nacht geschieht ein Wunder. Ihr Problem – welches auch immer – ist schlagartig gelöst. Woran werden Sie am nächsten Morgen merken, dass das Wunder passiert ist?


Folgt Gespräch. Sollte lange dauern, sehr detailliert sein. Beispiel:


Arzt: „Woran werden Sie merken, dass es Ihnen wieder gut geht?“


Patient: „Dass meine Stimmung besser ist.“


Arzt: „Woran werden Sie merken, dass Ihre Stimmung besser ist?“


Patient: „Ich werde dann wieder morgens die Zeitung lesen, werde mir selber ein Frühstücksei kochen, werde wieder bei meinen Freunden anrufen …“


Arzt: „Bei welchen zuerst?“


Sie merken schon, je länger, konkreter und plastischer der Patient über die Situation NACH DEM WUNDER spricht, desto eher gewinnt diese neue Situation sozusagen psychische Wirklichkeit UND WIRKT. Heißt praktisch (meine Erkenntnis vor 59 Jahren): Psychotherapie hat eben nicht die Aufgabe, über Probleme zu reden. Im Gegenteil. Sie sollte sich nur, ausschließlich und nur mit Lösungen beschäftigen.

Und Lösungen liegen in der Zukunft. Zukunft kann beginnen bereits in 1,5 Stunden. Wenn Sie JETZT, ausdrücklich JETZT, loslaufen …


Diesen Newsbeitrag finden Sie auch auf www.drstrunz.de.