Gast News Nr. 97 von Ulrich Strunz jun.

Der Mensch ist ein Ausdauerjäger, ein genügsames Hetztier:


„Nahrung konnten sie auf ihren langen Treibjagden nicht zu sich nehmen. Die bis zu 40 Stunden dauernden Hetzjagden, in denen sie die großen Kudu-Antilopen bis zur Erschöpfung trieben, ließen ihnen keine Zeit dazu.

»Der Große Tanz« nannten sie diese Hetzjagden. Hier wurde der Jäger eins mit dem Kudu, er versetzte sich in das Kudu, ahnte seine Wege voraus und erlegte es zuletzt aus kurzer Distanz mit seinem Speer.

Die getrockneten Fleischstreifen der Beute waren dann für viele Wochen die Proteingabe, die die Menschen am Leben hielten.

Aushalten konnten sie die Strapazen in der Kalahari, indem sie während der Jagd auf Stücken des Hoodia-Kaktus kauten, einer gurkengroßen Pflanze, die das Hunger- und Durstgefühl unterdrückte.“.


Der Mensch ist ein Jäger, der mit Anstand tötet:


„Der Volkskundler Barre Toelken berichtet, er habe noch in den 1950er-Jahren erlebt, wie ein Navajo-Indianer Hirsche jagte: "Der Hirsch setzte in wilden Sprüngen davon, hielt inne und flüchtete erneut. Der Jäger, der in gleichmäßigem Tempo der Spur des Tiers folgte, ermüdete es schließlich. Dann näherte er sich dem erschöpften Hirsch, legte ihm die Hand über Maul und Nüstern und erstickte ihn."


Die wahre Stärke des Menschen liegt in seinen Beinen, nicht in seinem Kopf:


„Die besten 100-Kilometer-Läufer erreichen immerhin noch 16 Stundenkilometer. Die Rösser tragen allerdings Reiter, denn „von allein laufen sie solche Strecken nicht“, meint Fischer. Kein normaler Säuger würde das tun. Nicht einmal Gnus legen bei ihren Massenwanderungen durch die Serengeti mehr als 20 Kilometer pro Tag zurück.

Nur der Mensch ist so verrückt. „Wir können andere Säuger totrennen“, glaubt Fischer. Gert-Peter Brüggemann von der Deutschen Sporthochschule Köln fügt an: „Eigentlich müsste es heißen: Das Pferd kann rennen wie ein Mensch, nicht andersherum.“.


Laufen ist kein Sport, keine Diätmaßnahme, kein Muss-Ich-Tun, nichts, wovor irgendjemand mit gesunden Beinen Angst zu haben braucht.

Laufen ist uns in die Wiege gelegt worden. Wir sind MÄCHTIGE LAUFTIERE, jeder von uns. Schon nach wenigen Tagen täglichen Laufens merkt man, dass in uns etwas geweckt wird. Etwas Uraltes, Zufriedenstellendes, Ausgleich-Schaffendes und Sinngebendes.

Anfang des dritten Jahrtausends hatte mein Vater die Schweiz, Österreich und Deutschland zum Tanzen gebracht. Leicht, locker, lächelnd.

Wir hatten vergessen, wie verdammt gut wir alle im Laufen sind. Und unser „mächtiges“ Hirn?


Unser Gehirn lebt von Sauerstoff und funktioniert mit Proteinen (Neurotransmittern). Also Laufen und Eiweiß.