Gorilla? Da horchen Sie auf. Tiere interessieren uns Menschen. Besonders uns ähnliche, also Säugetiere. Das geht noch tiefer: In meinem (besten) Physiologie-Buch „animal physiology“ wird der Mensch ja in der Kategorie Tiere geführt. Säugetiere. Wir sind auch nur eine Untergruppe. Gleiche Physiologie. Gleicher Stoffwechsel. Deshalb jetzt Gorillas:

Viele Jahrzehnte lang wurden Gorillas in Zoos mit etwas gefüttert, das kaum Ähnlichkeit mit ihrer natürlichen Nahrung hatte.

Die natürliche Gorilla-Kost besteht aus faserigen, kalorienarmen Pflanzen und Wildfrüchten. Ungefähr 57 Prozent ihrer Kalorien beziehen sie aus Pflanzenfasern, die in kurzkettige Fettsäuren umgewandelt werden. Nur 16 Prozent ihrer Nahrung werden dem Körper in Form von Kohlenhydraten zugeführt.

    Aufgepasst? Gorillas essen 57 Prozent Fett. Aber eben nicht als Fett, sondern als Pflanzenfasern. Wie das funktioniert, hatte ich Ihnen einmal am Beispiel Stier erklärt (News vom 08.10.2009).

    Von dort wissen wir auch, woher der Gorilla das Eiweiß für den Muskelaufbau bekommt.

Beim typischen Zoofutter, das auch Backwaren und süße Früchte enthält, verhält es sich genau umgekehrt: Nur 14 Prozent der Kalorien werden aus Pflanzenfasern gewonnen, aber mehr als die Hälfte aus Kohlenhydraten.

Das Ergebnis? Mehr als ein Drittel der Zoo-Gorillas sterben an Herzkrankheiten. Selbst junge Gorillas leiden häufig bereits an gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht, Bluthochdruck, hohen Cholesterin- und Triglyzeridwerten und Herzfibrose. Hinzu kommen unnatürliche Verhaltensweisen wie Regurgitation und Reingestion (Erbrechen und Wiederaufnehmen von Nahrung) und das Ausreißen und Fressen der eigenen Haare. 

Nachdem Brooks, ein 21 Jahre alter Gorilla im Cleveland Metroparks Zoo, an Herzversagen gestorben war, setzte sich die Zooverwaltung mit Biologen der Case Western Reserve University zusammen, um die Ernährung der Gorillas zu verbessern.

Die Backwaren wurden durch ca. 5 Kilogramm Pflanzennahrung pro Tag ersetzt: Endivien, Löwenzahngewächse, Römersalat, grüne Bohnen und Alfalfaheu. Die beiden anderen Gorillas des Zoos, Bebac und Mokolo, verloren jeweils ca. 15 bzw. 35 Kilogramm, legten ihre anomalen Verhaltensweisen ab und ihre kardiovaskulären Biomarker (also ihre Blutwerte) verbesserten sich.

    Halten wir fest: Gorillas ernähren sich von 16 Prozent Kohlenhydraten. Den Rest können Sie sich selbst ausdenken. 16 Prozent sind übrigens (bei 2400 Kal. Tagesbedarf) 96 Gramm Kohlenhydrate.

Morgen mehr zu diesem Thema.

Quelle: „Perfect Health Diet“ von Paul Jaminet und Shou-Ching Jaminet