Wonnemonat Mai. Für mich der schönste Monat des Jahres, nicht nur, weil ich im Mai Geburtstag habe.

Wenn sich das erste zarte Grün an den Bäumen zeigt, die Kirschbäume in voller Blüte stehen und Löwenzahnblüten die Wiesen in goldene Teppiche verwandeln, fühle ich mich gleich 20 Jahre jünger.

Doch auch kulinarisch hat der Mai Wunderbares zu bieten: Zum einen feldfrische, süße Erdbeeren, denen ich einfach nicht widerstehen kann und grüner und weißer Spargel.

Spargel (Asparagus officinalis) besteht zu mehr als 90 Prozent aus Wasser, hat aber eine Menge interessanter Inhaltsstoffe. Er liefert Ballaststoffe, Folsäure, Vitamin E und C, Kalium sowie wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend und antimikrobiell wirken.

Spargel ist ein ideales, kalorienarmes low carb Gemüse, denn 100 g der schmackhaften Stangen enthalten gerade einmal zwei Gramm Kohlenhydrate.

Zum Glücklichsein benötige ich einfach nur eine große Portion mit etwas Olivenöl.

Aber nur wenige Stunden später kommt die üble olfaktorische Quittung für den sinnlichen Genuss: das Spargelpipi!

Der Harn stinkt nach einer Mischung aus feuchtem Keller, verfaulten Eiern und gammeligem Gemüse. Nicht gerade das, was man unter Frühlingsfrische versteht!

Verantwortlich für den beißenden Gestank ist eine Verbindung namens ASPARA-GUSIN-SÄURE (nicht verwechseln mit der Aminosäure Asparaginsäure!), eine schwefelhaltige Substanz, die die Spargelpflanze bildet, um sich vor Bakterien, Pilzen oder hungrigen Insekten zu schützen.

In ähnlicher Form finden wir sie auch im Stinktiersekret. Das erklärt einiges!

Unser Verdauungssystem kann Asparagusinsäure mit Hilfe von Enzymen abbauen. Dabei entstehen kleine, höchst geruchsintensive Schwefelverbindungen wie Methanthiol und Dimethylsulfid, die sich im Urin ansammeln und schon in geringen Mengen „erriechbar“ sind. Interessanterweise aber nicht für jeden!

Scheinbar bestimmen Genvarianten, ob und wie intensiv wir Spargelpipi produzieren oder riechen können.

Manche Menschen produzieren diese üblen Geruchsstoffe nämlich erst gar nicht („Nicht-Ausscheider“), andere nehmen ihn nicht wahr („Nicht-Riecher“). 58 % der Männer und 61,5 % der Frauen gaben im Rahmen einer Studie mit europäischen und nordamerikanischen Befragten an, den „Spargelpipi“-Geruch kaum oder gar nicht zu bemerken.

Medizinisch spricht man von einer Spargelanosmie.

Bei solchen Menschen scheint eine Mutation des Geruchsrezeptor-Gens vorzuliegen (die Glücklichen!!!).

Fazit: Spargel ist also nicht nur ein kulinarisches Frühlingsvergnügen, sondern auch ein Paradebeispiel dafür, wie Biochemie und Genetik Teil unseres Alltags sind.

Fun fact am Rande: Die Franzosen benennen das Spargelpipi übrigens sehr hintersinnig „urine de gourmet“ – Feinschmeckerurin.

So kann man’s natürlich auch sehen!

Ganz schön charmant diese Franzosen.


Quelle: BMJ 2016 Dec 13;355:i6071. doi
Sniffing out significant “Pee values”: genome wide association study of asparagus anosmia
Sarah C Markt , Elizabeth Nuttall , Constance Turman , Jennifer Sinnott , Eric B Rimm, Ethan Ecsedy , Robert H Unger , Katja Fall, Stephen Finn Majken, K Jensen, Jennifer R Rider, Peter Kraft , Lorelei A Mucci


https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5154975/



Über die Autorin:


"Die Biologin Ursula Bien, Jahrgang 1963, ging nach ihrer Zeit am Institut für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich in die Pharmaindustrie und war zuletzt 15 Jahre lang Geschäftsführerin eines kleinen forschenden Pharmaunternehmens. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag dabei immer im Bereich der Hämatologie und Onkologie (Blutkrebs, Stammzelltransplantation, Tumore). Motiviert durch Fragen krebskranker Patienten, begann sie sich mit alternativen und komplementären Therapieverfahren zu beschäftigen. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung als Heilpraktikerin und bildete sich über viele Jahre intensiv zu den Themen orthomolekulare Medizin und Ernährungsmedizin weiter. Nicht zuletzt durch den wissenschaftlichen Austausch mit Dr. med. Ulrich Strunz fand sie zum Thema Epigenetik und Bluttuning. Mittlerweile gibt sie die „Strunzsche Philosophie“ in eigener Praxis voller Überzeugung auch an ihre Patienten weiter.
Das sagt sie selbst zu ihrer Tätigkeit:

„So sinnvoll die Schulmedizin in vielen Bereichen auch ist, darf es bei chronischen Erkrankungen nicht das Ziel sein, Symptome zu unterdrücken. Es gilt, die Ursachen einer Erkrankung zu finden und abzustellen. Was durch Ernährungsumstellung, gezielte Zufuhr fehlender Mikronährstoffe und Bewegung erreicht werden kann, ist immer wieder verblüffend. Ich bin Dr. Strunz für das, was ich von ihm lernen durfte unendlich dankbar und freue mich für jeden Menschen, der am eigenen Leibe erfahren darf, dass manche Krankheiten nicht nur Schicksal sind.“