Erneut zitiere ich den Psychiater und Theologen, den Chefarzt Manfred Lütz. Über den ich in früheren News (sanft) gelästert habe … Aus gutem Grund. Der heute, 2023, scheinbar simple, aber bahnbrechende Fragen referiert. Bahnbrechend in der Psychiatrie.


Sie kennen meine Meinung. Eigentlich nichts weiter als gesunder Menschenverstand (doch, doch, den beanspruche ich auch für mich manchmal). Im Seminar hatte ich regelmäßig von dem Moortümpel gesprochen. Ihrer schwarzen Depression, in welcher der Psychiater mit der Angel herumfischt, den verrotteten Schuh herauszieht, den Sie dann gemeinsam 45 Minuten lang betrachten und … ihn wieder fallen lassen. Resultat? Der schmutzig-zerfallene Schuh wird Ihnen von Stunde zu Stunde immer deutlicher. Gemeint ist Ihr Trauma.


Deswegen so bahnbrechend der scheinbar so schlichte Gedanke, illustriert von Dr. Lütz in FOKUS 16 / 2023, Seite 70. Da geht es wieder um eine verblüffende Frage:


Bei der ersten Sitzung, der ersten Sprechstunde bekommen Sie eine Aufgabe:


„Beobachten Sie bitte bis zu unserer nächsten Sitzung die Dinge in Ihrem Leben, VON DENEN SIE NICHT WOLLEN, DASS SIE SICH ÄNDERN!“


Die durch eine Behandlung, durch mögliche Psychopharmaka sich also nicht ändern sollten. Die Sie sich bewahren wollen. Dinge, mit denen Sie offensichtlich zufrieden sind, die Sie vielleicht sogar glücklich machen. Eine sehr vernünftige Fragestellung.

Und das Resultat? Der Patient fängt an – wir Deutschen reagieren recht gehorsam auf Aufgaben – sich mit Positivem in seinem Leben zu beschäftigen. Beispielsweise:


„Nicht ändern soll sich das gute Verhältnis zu meiner Frau, meinen Kindern, dass ich mich bei Mozart-Musik entspannen kann …“


Je länger es DEM THERAPEUTEN dann gelingt, darüber, über diese Themen zu reden, desto mehr wirkt diese Wirklichkeit.

Wirkt diese Wirklichkeit! Sie können nun einmal nur einen Gedanken gleichzeitig denken. Genau das ist die frohmedizinische Lösung des uralten Problems:


Wie stoppe ich den inneren Dialog?


Der in der Regel ja quälend ist. Ununterbrochen verläuft. Sich mit eher negativen oder „Vorsichts“-Gedanken beschäftigt. Wie man den stoppt? Indem man bewusst an den letzten Strandurlaub denkt. Oder an den Zielanlauf beim Ironman Hawaii …

Danke, Herr Kollege Lütz.