Ob in der Luft, im Wasser, in Lebensmitteln oder Alltagsgegenständen – wir alle sind toxischen Metallen ausgesetzt. Selbst Babys kommen nicht unberührt davon: Studien zeigen, dass toxische Metalle (Schwer-, Halb-, und Leichtmetalle) wie Blei, Arsen, Aluminium, Quecksilber und Cadmium während der Schwangerschaft über die Plazenta auf den Fötus übertragen werden können.

Vor 20 Jahren habe ich vor allem vermehrt Quecksilberbelastungen bei meinen Patienten nachweisen können, heute ist die Nr. 1 Belastung Arsen.
Arsen ist kein Schwermetall, sondern ein Halbmetall (Metalloid) und hat verschiedene schädliche Auswirkungen, insbesondere durch seine neurotoxischen Eigenschaften, z. B.


  • Veränderung der Gehirnstruktur: Studien zeigen, dass selbst geringe Mengen Arsen zu strukturellen Veränderungen im Gehirn führen können, insbesondere im frontalen Gehirnlappen. Dies kann mit kognitiven Einschränkungen wie verminderter Konzentration, gesteigerter Impulsivität und anderen Verhaltensauffälligkeiten einhergehen. Ist der ständige Reiswaffel-Konsum im Kleinkindalter eventuell ein Grund für spätere ADHS?
    Ökotest hat im Jahr 2023 in 17 von 18 Reiswaffeln Arsen nachgewiesen.

  • Beeinträchtigung der Zellfunktion: Arsen hemmt mitochondriale Enzyme und stört die Zellatmung. Es entkoppelt die oxidative Phosphorylierung und kann die DNA-Reparatur verhindern, was langfristig zu neuronalen Schäden führt.

  • Erhöhung der Blut-Hirn-Schranken-Durchlässigkeit: Arsen kann die Struktur und Funktion der Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigen, wodurch toxische Substanzen leichter ins Gehirn gelangen können.

  • Förderung von oxidativem Stress: Arsen erzeugt oxidativen Stress, der die neuronale Funktion beeinträchtigt und zur Schädigung von Nervenzellen beiträgt

Eine toxische Belastung bleibt oft unbemerkt, kann aber schwerwiegende Folgen haben. Besonders Menschen mit dem APOE4-Gen, das das Alzheimer-Risiko erhöht, sollten wachsam sein. Toxische Metalle wie Arsen, aber auch Cadmium, fördern Entzündungen und beschleunigen die Ansammlung von Alzheimer-Markerproteinen wie Beta-Amyloid.

Arsen gelangt auf verschiedene Wege in unsere Nahrung. Reis ist besonders anfällig für anorganisches Arsen, da er oft auf gefluteten Feldern angebaut wird. Diese Anbaumethode erhöht die Verfügbarkeit von Arsen im Boden, das dann von der Pflanze aufgenommen wird. Produkte wie Reiswaffeln und Reismilch können daher hohe Arsengehalte aufweisen.
Bio-Reis schützt im Übrigen nicht vor einer Arsenbelastung. Die Belastung ist nicht direkt vom Anbauverfahren (bio oder konventionell) abhängig, sondern von Umweltfaktoren wie Bodenbeschaffenheit und Anbaumethoden.

Die gute Nachricht: Bei Reis kann der Arsengehalt durch gründliches Waschen und Kochen mit viel Wasser deutlich reduziert werden. Das geht so:


  1. Gründliches Waschen
    Spülen Sie den Reis vor dem Kochen ca. 10 Minuten unter fließendem Wasser, bis das Wasser klar ist. Dies entfernt einen Teil des Arsens, insbesondere aus der äußeren Schicht des Korns.

  2. Einweichen
    Lassen Sie den Reis über Nacht in heißem Wasser einweichen und gießen Sie das Wasser anschließend ab. Diese Methode kann den Arsengehalt um bis zu 50 % senken.

  3. Kochen mit viel Wasser
    Kochen Sie den Reis im Verhältnis von mindestens 1:6 (Reis zu Wasser) und gießen Sie das Kochwasser nach dem Garen ab. Dies kann den Arsengehalt ebenfalls noch reduzieren.

Vollkornreis enthält in der Regel deutlich mehr Arsen als geschälter Reis, da das Arsen vorwiegend in der Schale des Reiskorns sitzt. Ironischerweise wurde uns in den 1980er Jahren beigebracht, möglichst nur Vollkornreis zu essen – wer hätte damals geahnt, dass dies einmal ein Problem sein könnte?


Quellen:

Domingo-Relloso A, McGraw KE, Heckbert SR, Luchsinger JA, Schilling K, Glabonjat RA, Martinez-Morata I, Mayer M, Liu Y, Wood AC, Goldsmith J, Hayden KM, Habes M, Nasrallah IM, Bryan RN, Rashid T, Post WS, Rotter JI, Palta P, Valeri L, Hughes TM, Navas-Acien A. Urinary Metal Levels, Cognitive Test Performance, and Dementia in the Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis. JAMA Netw Open. 2024 Dec 2;7(12):e2448286. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.48286. Erratum in: JAMA Netw Open. 2025 Jan 2;8(1):e2460906. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.60906. PMID: 39621345; PMCID: PMC11612832.

Mawia AM, Hui S, Zhou L, Li H, Tabassum J, Lai C, Wang J, Shao G, Wei X, Tang S, Luo J, Hu S, Hu P. Inorganic arsenic toxicity and alleviation strategies in rice. J Hazard Mater. 2021 Apr 15;408:124751. doi: 10.1016/j.jhazmat.2020.124751. Epub 2020 Dec 14. PMID: 33418521.

https://utopia.de/ratgeber/reiswaffeln-oeko-test-arsen-testergebnisse_404521/



Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.